Kunde testet „Holo-Tour“

© MediaMarkt Saturn Retail Group

Ab in die Küche

„Wer den Handel der Zukunft entwickeln will, muss sich bereits heute mit den Technologien und Endgeräten der Zukunft auseinandersetzen“, ist sich Martin Wild sicher. Zugleich merkt der Chief Data Officer (CDO) der MediaMarkt Saturn Retail Group an: „Menschen, die den bequemen Einkauf per Smartphone oder Mausklick den Gang in ein Geschäft vorziehen, haben natürlich auch besondere Erwartungen“. So erprobt man bei Deutschlands größtem Elektrohandelsunternehmen eine Vielzahl von digitalen Anwendungen: Robotik, Virtual Reality, intelligente Regale und digitale Navigation erweitern den realen Verkaufsraum um neue Dimensionen und schaffen Mehrwert für die Kunden. Ein Beispiel: Seit Ende Mai können Kunden in ausgewählten Saturn-Märkten bei der so genannten „Holo-Tour“ einen Vorgeschmack auf einen Einkauf mit Augmented Reality bekommen. Die Kunden setzen eine spezielle Datenbrille auf und in ihrem realen Blickfeld erscheint eine virtuelle Einkaufsassistentin „. Diese zeigt den Weg zu ausgewählten Produkten. Sobald der reale Standort des jeweiligen Produktes erreicht ist, blendet die Brille grafisch aufbereitete Zusatzinformationen ein. Zugleich erläutert die Assistentin das Produkt. Für Martin Wild ist es besonders wichtig, die digitalen Innovationen nicht in Testlabors, sondern in echten Märkten zu erproben: „Wer seine Kunden frühzeitig in Pilotprojekte einbezieht, kann die ersten Erfahrungen aus der Praxis direkt in die weitere Entwicklung einfließen lassen – und damit den eigenen stationären Handel bestmöglich in einer digitalisierten Zukunft positionieren.“

Stadt-Land-Fluss

Produkte, die in den Verkaufsregalen in Deutschland stehen, haben nicht selten eine Reise um die halbe Welt hinter sich und das meist in vielen Etappen und mit unterschiedlichen Verkehrsträgern. „Selbstfahrende LKW, paketliefernde Drohnen, digitale Marktplätze – unsere Märkte verändern sich gerade massiv“, stellt Petra Fink, Global Chief Information Officer (CIO) beim global agierenden Branchenriesen Rhenus Freight Logistics fest. „Wenn wir zu viel Zeit damit verbringen, zu schauen, was unsere Wettbewerber oder Start-ups machen, sind wir wahrscheinlich zu langsam, um Schritt zu halten.“

Zwei Rhenus-Mitarbeiter arbeiten an mehreren Bildschirmen

© Rhenus Freight Logistics

Um die Digitalisierung bei Rhenus zielgerichtet und prozessorientiert voranzutreiben, setzt Petra Finke auf die vielfältigen Erfahrungen und das umfassende Wissen von tausenden Mitarbeitern in aller Welt. Diesen Schatz zu heben, ist das Ziel der Initiative „Rhevo“. Im Zentrum steht die auf einer Entwicklung von Adobe basierende „Rhevo Kickbox“. Die Box gibt allen Mitarbeitern die Chance, sich selbst in Teams und Netzwerken zu digitalen Innovatoren zu entwickeln. „Aus allen Ecken der Welt kamen Vorschläge, selbst kleine Büros des globalen Rhenus-Netzwerkes glänzten mit großen Ideen“, berichtet Henning Wagner, Rhevo-Projektleiter in der Firmenzentrale in Holzwickede. „Wir hatten fast den Eindruck, dass viele Mitarbeiter auf so ein Projekt gewartet haben“, ergänzt CIO Petra Finke. Anders könne sie sich das „kreative Feuerwerk nicht erklären, das der freiwillige Wettstreit um Ideen entfacht hat.“ Von Augmented Reality über einen „Online-Chat“ mit der Sendung bis hin zu völlig neuen Produkten und Logistikkonzepten reicht die Palette dieser innovativen Ideen. Sicherlich wird nicht jeder kreative Gedanke eins zu eins umgesetzt. Aber Rhevo hat, da ist sich Petra Finke sicher, einen grundlegenden Prozess im Unternehmen in Gang gesetzt: „Schon jetzt haben sich Teams und informelle, agile Netzwerke gebildet, die sich ohne Rhevo niemals gefunden hätten und die Rhenus von innen verändern. Und genau darauf kommt es an in Zeiten der Digitalisierung: Teil eines globalen Prozesses zu werden, der sich durch Datenflüsse und Technologie ständig beschleunigt.“

Strom im Quadrat

Mit Energie geht man die Digitalisierung in der Rhein-Main-Region des Digital Gipfels 2017 an und das im Wortsinne: Der Mannheimer Energieversorger MVV arbeitet seit Jahren mit innovativen Produkten und Dienstleistungen an der Energieversorgung der Zukunft. Das Unternehmen nutzt die digitale Technik, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, mit denen die Kunden ihre persönliche Energiewende vollziehen können. Neben den heutzutage fast schon selbstverständlichen Onlineservices für ihre Kunden setzt MVV auf die digitale Vernetzung vieler Akteure in der Region, um neue Wege der Energieerzeugung und -nutzung zu beschreiten.

Intelligenter Stromcontainer

© MVV Energie AG

Im Forschungsprojekt Real Value, das aus Mitteln des EU-Programms Horizont 2020 gefördert wird, testet MVV gemeinsam mit europäischen Partnern in mehr als 1.200 Haushalten und Gewerbebetrieben die Vernetzung von Speicherheizungen mit dem Ziel, erneuerbar erzeugten Strom verbrauchsnah für grüne Wärme zu nutzen. Die Stromnachfrage kann damit der schwankenden Erzeugung aus Sonne und Wind angepasst werden. Der Feldtest des deutschen Projektteils findet mit bis zu 400 Einheiten in Mannheim statt. Auch im „Living Lab“ in Walldorf steht die Verknüpfung von dezentraler Energieerzeugung mit dem örtlichen Stromverbrauch im Fokus. Hier werden 40 Haushalte und Betriebe mit intelligenter Technik ausgestattet und Erzeuger wie Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerke mit Verbrauchern gekoppelt. Zwischen beiden Seiten kommt ein zentraler Stromspeicher zum Einsatz, der bereits in der Strombank in Mannheim erprobt wurde.

Ein ganzheitliches Konzept für die Energieversorgung von morgen erfordert ein intelligent synchronisiertes Zusammenspiel von Erzeugung, Verbrauch, Speicherung und Netzen. Mit diesem Thema befasst sich das Förderprogramm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“, des BMWi. Auch an diesem Programm beteiligt sich die MVV auf dem Areal des Konversionsgebietes Franklin im Mannheimer Norden.

Freiheit und Lebensqualität

Die Bedürfnisse ihrer Kunden sind seit jeher die Grundlage der Otto Bock HealthCare, das als Hidden Champion weltweit führend ist in Bau und Entwicklung von Prothesen und Orthesen. „Wir machen Smart Wearables schon wesentlich länger, als es diesen Begriff überhaupt gibt“, sagt Dr. Hans Dietl selbstbewusst und führt weiter aus: „Die ersten Mikrocontroller haben wir bereits in den neunziger Jahren verbaut. Aber natürlich werden unsere Produkte mit der technischen Entwicklung immer smarter. Heute hat ja jeder Mensch mit Smartphone oder Smartwatch mehr Rechenleistung ständig bei sich, als sie früher ein externer Großrechner liefern konnte.“ Unter Dr. Dietls Leitung ist man beim Unternehmen aus dem niedersächsischen Duderstadt bestrebt, auf der Höhe von Technik und Forschung zu sein. Und die Dynamik ist in diesem Bereich enorm: „Das Thema Smart Wearables ist so spannend und attraktiv, dass dazu an den Universitäten extrem viel passiert“, erläutert Dr. Dietl. „Wir nehmen die Forschungsergebnisse auf und entwickeln daraus echte Produkte.“

Frau mit Orthese geht mit Kind spazieren

© Otto Bock HealthCare

Beim Digital-Gipfel wird mit dem C Brace ein Produkt aus dem Hause Ottobock als Beispiel für digitale Innovation made in Germany zu sehen sein: das weltweit erste Orthesensystem, in dem sowohl die Schwungphase als auch die Standphase und damit der gesamte Gangzyklus digital geregelt wird. C Brace wurde entwickelt für Anwender, die von einer kompletten oder inkompletten Lähmung in den Beinen betroffen sind. Integrierte Sensoren messen permanent, in welcher Phase des Gehens sich der Träger gerade befindet – berücksichtigt werden dabei unter anderem die Gehgeschwindigkeit, die Beschleunigung und auch die Position des Beines mit der Orthese im Raum. In Echtzeit werden die Hydraulikwiderstände geregelt und die Stand- und Schwungphase kontrolliert. So passt sich das System an jede Alltagssituation an: Der Anwender kann in unebenem Gelände oder auf Schrägen laufen und Treppen im Wechselschritt hinabgehen. Vielfach können auch Menschen, die in ihrem Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen sind, mit der C Brace wieder auf eigenen Beinen gehen. „Damit geben wir unseren Anwendern ein Mehr an Freiheit“, stellt Dr. Dietl fest, „und das bedeutet natürlich ein Mehr an Lebensqualität.“