Tablet mit medizinischen Daten; Quelle: fotolia / adam121

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Jeder Tag im Krankenhaus hat seinen festen Ablauf. Ein wesentlicher „Programmpunkt“ ist die Visite: Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte besuchen ihre Patienten. Immer dabei: die sogenannte Patienten- oder Fieberkurve, eine Akte mit den wichtigsten Daten des Patienten­ – Angaben zum Kreislauf und den einzunehmenden Medikamenten, ärztliche Anordnungen und Notizen, Kurzbefunde und weitere wichtige Informationen. 

Diese Akte wird über den gesamten Krankenhausaufenthalt fortgeführt und muss bei allen Visiten und Therapiemaßnahmen aktualisiert werden. Doch das ist gar nicht so leicht. So bietet jedes Blatt der Patientenkurve nur Platz für sieben Behandlungstage – je länger ein Patient im Krankenhaus liegt, umso unübersichtlicher wird seine "Krankengeschichte". Zum anderen gibt es pro Patient nur ein Exemplar der Patientenkurve, sodass Ärzte und Pfleger nicht parallel neue Informationen eintragen können. Deshalb bleibt ihnen oft nichts anders übrig, als Notizzettel anzulegen und die Infos später zu übertragen. Müssen dann auch noch Behandlungsdaten aus anderen Bereichen – beispielsweise Laborwerte – ergänzt werden, wird das Ganze schnell unübersichtlich und schwer zu handhaben. 

Eine digitale Antwort auf diese Herausforderung kommt aus Franken: Am Universitätsklinikum Erlangen wird seit 2008 eine mobile elektronische Patientenkurve eingesetzt. Ihr Name: VMobil. Sie ist nicht der erste Versuch, die Krankenhausbehandlung digital zu dokumentieren. Doch der Vorteil der Erlanger Software ist die Usability: „Bei uns sehen die Abbildungen von Fieberkurven oder die Pflegedokumentation im Prinzip genauso aus wie auf dem Papier. Das Personal muss sich also auch nicht an neue Ansichten gewöhnen“, erläutert Dr. Frank Hemer, einer der Köpfe hinter dem Projekt. VMobil integriert sich problemlos in die bestehende IT eines Krankenhauses und kann per WLAN von allen mobilen Endgeräten wie Tablets oder Laptops aus bedient werden – auch parallel von mehreren Nutzern. 

Jeder, der schon einmal in einem Krankenhaus war, weiß, dass nicht überall eine Verbindung zu einem Netzwerk möglich ist. Das ist für Patienten unbequem, aber für die VMobil-Anwender unproblematisch. „Wir können natürlich auch offline“, erklärt Dr. Hemer. Besteht keine WLAN-Verbindung, wechselt VMobil in einen Offline-Modus. Die Dateneingabe bleibt in diesem Modus möglich. Sobald wieder eine Netzverbindung aufgebaut wird, erfolgt eine automatische Synchronisierung. Etwaige Doppelungen und Fehler werden dabei automatisch korrigiert. 

Die Vorteile, die sich dadurch für Ärzte, Pfleger und Patienten ergeben, liegen auf der Hand: Die Qualität der Behandlung steigt, da alle Informationen strukturiert und gut nachvollziehbar dokumentiert werden. Die Dokumentation selbst ist effizienter, Ärzte und Pflegepersonal sparen Zeit und Aufwand, Fehler durch Doppeleintragungen werden vermieden. Und auch die Materialkosten sinken, da keine Ausdrucke mehr benötigt werden. Zudem können Informationen aus anderen Bereichen – etwa Laborwerte oder Ergebnisse aus der Radiologie – von der Software übernommen und angezeigt werden. 

Die Forscher, die VMobil an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt haben, haben sich mit ihrer Innovation mittlerweile selbständig gemacht und die Advanova GmbH gegründet. Wie viele andere Unternehmensgründungen aus dem universitären Bereich konnte das Gründerteam von Mitteln aus dem BMWK-EXIST-Gründerstipendium profitieren. Zudem erfuhr das junge Unternehmen Finanzierungsunterstützung aus dem High-Tech Gründerfonds.