Junge Frau mit Tablet

© Masterfile (Royalty-Free Division)

Das digitale Zeitalter hat längst begonnen. Doch viele Schulen stecken immer noch in der Kreidezeit: Wandtafel und Schulbuch sind nach wie vor die meistbenutzten Lehrmittel. Doch während vielerorts Drahtlosnetzwerke in den Klassenzimmern noch die Ausnahme sind, arbeiten Experten schon am Schulunterricht von übermorgen – es geht um das Lernen in der Virtual Reality (VR).

„Wir wollen schauen, wie das Trendthema VR im Bildungsbereich fürs Lernen interessant sein kann und nutzbar ist“, erklärt Dr. Susanne Rupp. Die Leiterin des Bereichs E-Didaktik beim traditionsreichen Lehrmittelverlag Cornelsen führt weiter aus: „Ein Spiel mit Raum, Zeit und Größe lässt plötzlich ganz andere Wahrnehmungen zu. Für uns sonst nicht sichtbare Prozesseoder nicht begehbare Orte, etwa das Sonnensystem oder lebensgefährliche Vulkane und Kernreaktoren,sind klassische Lehrplanthemen und werden in Schulbüchern oder Lehrfilmen behandelt. Für die Zielgruppe Schüler bleiben sie oft abstrakt.“

Eine Reise ins Innere des Körpers

Digitale Bildung neu denken

© PP Agenda GmbH - Initiative digitale Bildung neu denken

Im Sommer 2016 luden Cornelsen und die Initiative „Digitale Bildung neu denken“ des Technologiekonzerns Samsung zum ersten „VR-Eduthon“ ein. Medien- und technikbegeisterte Lehrer, Didaktiker, Produktmanager und VR-Experten entwickelten in einem Wettbewerb Konzeptideen für den Einsatz von virtuellen Realitäten in den naturwissenschaftlichen Schulfächern Biologie, Chemie und Physik. Eine Jury aus Vertretern von Unternehmen, Wissenschaftlern, Lehrern und Schülern wählten das Siegerteam aus. Dieses hatte für den Biologieunterricht eine Reise in den menschlichen Körper konzipiert, in der die Schüler quasi am jeweiligen Ort des Geschehens biochemische Vorgänge wie die Gewinnung von Energie durch die Spaltung von Kohlehydraten sehen und verstehen können.

Das Konzept wurde mittlerweile vom IT-Fachleuten fortentwickelt und ausgearbeitet. Anfang November geht der Prototyp in die praktische Erprobung. Für die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Klassen bedeutet das nicht nur eine virtuelle Reise ins menschliche Verdauungssystem, sondern einen ganz realen Ausflug in die Zukunft des Schulunterrichts.

Von Berlin um die ganze Welt

Der Schule mehr oder wenige lange entwachsen sind die allermeisten Nutzer der Online-Lernplattform Babbel. Hinter Babbel steckt das Berliner Start-Up Lesson Nine – und das hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben: „Im Jahr 2007 haben wir eher zufällig bemerkt, dass es noch keine Möglichkeit gab, online Fremdsprachen zu erlernen. Das wollten wir ändern, gründeten eine Firma und brachten schon im Jahr darauf Babbel an den Start“, erinnert sich CEO und Gründer Markus Witte. Offenbar hatten Witte und sein Gründungspartner Thomas Holl die richtige Idee zur richtigen Zeit; Babbel wuchs und wuchs und wuchs. Anfang 2016 konnte man vermelden, dass eine Million Menschen das kostenpflichtige Angebot zum Sprachenlernen nutzen.

Marc Beckmann

© Marc Beckmann OSTKREUZ

Babbel hat Kunden in der ganzen Welt: Das Angebot umfasst sieben Ausgangs- und 14 Lernsprachen. Die Kurse in den einzelnen Sprachen unterscheiden sich deutlich: „Wir verfolgen einen einzigartigen didaktischen Ansatz. Über 100 professionelle Sprachlernexperten entwickeln jeden Kurs spezifisch angepasst, sowohl auf die Muttersprache der Lerner sowie auch auf die jeweilige Lernsprache. Ein Italiener lernt Spanisch eben ganz anders als etwa ein Deutscher.“

Nicht nur der Nutzerkreis von Babbel wuchs beständig. Mittlerweile arbeiten mehr als 450 Männer und Frauen aus 39 Ländern an den beiden Standorten Berlin und New York. Und ein Ende des Wachstums sieht Markus Witte keineswegs: „Wir kratzen immer noch an der Oberfläche. Es besteht weltweit noch ein riesiges Potenzial.“

Um die Potenziale zu erkennen und das Angebot immer weiter den Nutzerbedürfnissen anzupassen, führt Babbel detaillierte Kundenumfragen durch. Diese bringen detaillierte Erkenntnisse: So machen die drei beliebtesten Lernsprachen in Deutschland - Englisch, Spanisch und Italienisch - 85 Prozent der hiesigen Nachfrage aus. Es überrascht nur wenig, dass 66 Prozent der deutschen Kunden angaben, Sprachen zu lernen, um sich auf Reisen besser verständigen zu können. Erstaunliche 35 Prozent nutzen Babbel hingegen, um das eigene Hirn zu trainieren.