Menschen in einem Park - Hochhäuser im Hintergrund zu Smart City

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Noch gibt es sie nicht umfassend, die Smart City, sondern nur in Ansätzen. Der Begriff steht international für die Vision einer digital vernetzten Stadt oder – als Smart Region – auch Region. Smart Cities sollen die Lebensqualität, die Wirtschaft und die Zukunftsfähigkeit urbaner Lebensräume verbessern und Lösungen für bevorstehende Herausforderungen bieten: nachhaltigere Energieversorgung, gesündere und komfortablere Wohnräume, intelligentere Verkehrs- und Transportsysteme, bessere und gerechtere Bildung.

„Dabei wird kein Schalter von heute auf morgen zur Smartness umgelegt, sondern es geht darum, kontinuierlich neue Technologien für die Verbesserung von Lebens- und Arbeitsqualität sowie Sicherheit anzuwenden. Mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln viele Akteure Lösungen, um unsere urbanen Räume lebenswerter, nachhaltiger, gesünder, sauberer und effizienter zu gestalten“, beschreibt Prof. Dr. Ina Schieferdecker, die sich als Leiterin des Fraunhofer FOKUS-Instituts mit dem Themenkomplex Smart Cities beschäftigt, die Entwicklung.

Ein Prozess, den Politik, Forschung und Wirtschaft landauf, landab mit unterschiedlichen Einzelprojekten, Initiativen und Verbünden vorantreiben. Einen deutschlandweiten Smart City Plan gibt es bislang nicht – dafür aber auf kommunaler Ebene zahlreiche Smart City Strategien, Konzepte und Quartiere, in denen entsprechende Technologien entwickelt und getestet werden – so in Berlin zum Beispiel der EUREF-Campus.

In Hamburg ist der Hafen auf dem Weg zum „smartPort“. Intelligente Vernetzung sorgt für reibungslosen und effizienten Verkehr im Hafen sowie der Warenströme: Optimale Datenerfassung und ein schneller Informationsaustausch ermöglichen Logistikern und Spediteuren, den jeweils effizientesten Verkehrsträger für den Transport zu wählen. Auch außerhalb des Hafens gilt die Hansestadt als eine der Vorreiterinnen bei der Digitalisierung: Straßenlampen erhellen sich, wenn sich ein Radfahrer nähert, Ampeln wissen, wann ein Bus kommt, und Lastwagen erhalten längere Grünphasen. Vier Mitarbeiter koordinieren in der Staatskanzlei ressortübergreifend digitale Pilotprojekte und erarbeiten eine Gesamtstrategie für die Stadt.

Die „Smart City Cologne“ setzt auf Interaktivität: Privatleute ebenso wie Unternehmen und Verbände sind aufgefordert, gemeinsam intelligente Ideen und zukunftsweisende Technologien zu entwickeln. Und in der Steegerwald-Siedlung, einem Viertel mit Wohnungen für Geringverdiener, will die Stadt demonstrieren, wie die Zukunft aussehen könnte: Vernetzte Mobilität, weniger Parksuchverkehr, E-Bikes und Elektroautos zum Ausleihen, ein virtuelles Kraftwerk, Energiesteuerung via Internet, höchste Standards bei der Wärmedämmung, Photovoltaik auf dem Dach oder modernste Kommunikationstechnologien.

Die Stadt Leipzig ist seit 2015 als Follower-Stadt an dem EU-Projekt Triangulum beteiligt, das Städte in ganz Europa dabei unterstützt, eine Smart City-Strategie – der sogenannten Leipzig Charta - zu entwickeln und zu implementieren. Im Rahmen eines Masterplans soll der Leipziger Westen zum Labor für intelligente Stadt-Strategien werden – an der Entwicklung des Plans haben sowohl Bürger wie auch Ämter, Unternehmen und Forschungseinrichtungen mitgewirkt.

Auch auf Bundesebene tut sich etwas. Im Juni wurde beim Nationalen Stadtentwicklungskongress in Hamburg eine Smart City Charta vorgestellt. Sie beruht auf konkreten Handlungsempfehlungen des Forschungsclusters Smart Cities des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und der Dialogplattform Smart Cities des Bundesumweltministeriums. Zentraler Gedanke: Digitalisierung führt nicht automatisch zu besserer Infrastruktur oder höherer Energieeffizienz und sie wird auch nicht von alleine die lokale Wirtschaft stärken, Innovationen fördern, Bildung verbessern oder Inklusion erleichtern. Um diese Kriterien einer nachhaltigen europäischen Stadt – wie in der Leipzig Charta festgehalten – auch im digitalen Zeitalter zu stärken, muss die Digitalisierung nicht nur aktiv genutzt, sondern zielgerichtet gestaltet und gesteuert werden.

Wie ein solches Management von Smart-City-Projekten und Initiativen erfolgreich bewältigt werden kann, beschreibt ein 10-Punkte-Plan der Plattform „Innovative Digitalisierung der Wirtschaft“ im Digital-Gipfel der Bundesregierung. Die Empfehlungen reichen von der Aufforderung zu Kooperationen über die Entwicklung eines Masterplans bis hin zur Nutzung vergleichbarer Best-Practice-Beispiele und Förderprojekte.

Solche finden sich beispielsweise in den BMWK-Förderprogrammen Smart Service Welt I und II. Aktuelle Projekte befassen sich unter anderem mit der Massenverarbeitung von Geo- und Sensordaten für intelligente Parkplatzsuche, Geomarketing oder die Einsatzplanung von Servicetechnikern oder mit der Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft – allesamt Themen, die wichtige Teilbereiche von künftigen Smart Cities ausmachen.