Dieses Bild zeigt das Gründungsteam des Start-ups ORBEM

Das Gründerteam von ORBEM: Dr. Miguel Molina, Dr. Maria Laparidou und Dr. Pedro Gómez (v. l. n. r.)

© ORBEM, Dr. Pedro Góme

„Mut zum Scheitern! Dann habt ihr zumindest eine gute Zeit, auch wenn es nicht klappt.“

Mittels Künstlicher Intelligenz ins Hühnerei schauen und Küken retten: Das ermöglicht die Technologie von ORBEM. Mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) und KI-gestützter Bildanalyse können Eier nach Befruchtungsstatus oder Geschlecht der Küken sortiert werden. So können unbefruchtete Eier aussortiert und das Töten männlicher Küken in der Eierproduktion verhindert werden. Die Gründer Miguel Molina-Romero und Dr. Pedro Gómez trafen sich während ihrer Doktorarbeit zu MRT-Bildgebungsverfahren und wollten ihr Wissen darüber sinnvoll einsetzen. Später kam Maria Laparidou mit ihrem Know-how in der Reproduktionsbiotechnologie als Dritte im Bunde dazu.

Was zeichnet ORBEM aus?
Die Mission von ORBEM ist die Transformation der Geflügelindustrie. Wir möchten unseren Teil zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen und sehen in der Art und Weise, wie wir den Planeten in Zukunft ernähren wollen, noch enormen Handlungsbedarf. Wir kombinieren die Magnetresonanztomografie, die sonst im Krankenhaus verwendet wird, um Organe zu untersuchen, mit Künstlicher Intelligenz, um das Geschlecht von Hühnerembryos bereits im Ei zu bestimmen. So können Eier mit männlichen Küken frühzeitig aussortiert und beispielsweise für die Herstellung von Impfstoffen oder in der Kosmetikindustrie verwendet werden – denn normalerweise werden diese Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet. Außerdem erkennt unsere Technologie, wenn ein Ei unbefruchtet ist – dieses kann dann sogar zu Hause auf dem Frühstückstisch landen. Damit bieten wir Geflügelunternehmen eine wirtschaftliche Lösung, die jährlich Millionen getötete Küken verhindern könnte. Diese Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen ist enorm wichtig für uns und zeichnet uns aus.

Wie und wo entstand die erste Idee?
Miguel und ich trafen uns während unserer Doktorarbeit zu MRT-Bildgebungsverfahren an der TU München. Das im Studium erlangte Wissen wollten wir sinnvoll einsetzen und stießen dabei auf die Geflügelindustrie – und die vielen Probleme, die bei der Produktion von Eiern bestehen. Nachdem wir uns bestehende Lösungen angesehen und uns mit Mentoren, Kollegen und Industrieexperten ausgetauscht hatten, waren wir überzeugt, ein besseres Produkt entwickeln zu können – also fingen wir einfach an.

Welche Vorteile hat die Auszeichnung beim „Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen“ gebracht?
Eine Menge! Gerade die mit der Auszeichnung einhergehende Bekanntheit und Sichtbarkeit waren für uns als junges Start-up unglaublich wertvoll. Dies ist vor allem in einer relativ frühen Phase sehr hilfreich. Denn dadurch kam nicht nur der Kontakt zu potenziellen Investoren zustande, sondern auch viele fruchtbare Gespräche mit potenziellen Kunden, Mitarbeitern und an der Idee interessierten Menschen. Nicht zuletzt hat die Teilnahme einfach Spaß gemacht und es war schön zu sehen, an welchen großartigen Innovationen sonst noch gearbeitet wird.

Was macht München zu einem guten Start-up-Standort?
München ist mittlerweile zu einem großartigen Start-up-Ökosystem geworden und für Hightech-Start-ups auch definitiv der beste Standort in Deutschland. Gerade die TU München hat uns super unterstützt. Wir dürfen im UnternehmerTUM-Inkubator arbeiten, haben Zugriff auf einen MRT-Scanner und werden hier auch unseren Prototypen entwickeln. Insgesamt profitieren wir von dem großartigen Gründungsnetzwerk in München. Eine wichtige Rolle spielt auch das Center for Digital Technology and Management (CDTM), an dem mittlerweile mehr als die Hälfte unseres Teams studiert und dort nicht nur Gründungswissen erworben hat, sondern vor allem Gründungsspirit.

Was ist Ihr Tipp an Gründungsinteressierte?
Sucht euch ein wirklich bedeutungsvolles Problem, an dem ihr arbeiten wollt. Seid offen für Feedback und habt Mut zu scheitern – dann hattet ihr zumindest eine gute Zeit, selbst wenn es nicht klappen sollte. Denn so viel in so kurzer Zeit wie bei der Gründung eines eigenen Unternehmens lernt man wohl nirgends. Und wenn es klappt, darf man sogar noch ständig Ratschläge verteilen.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Bis 2025 wollen wir eine Milliarde Eier pro Jahr klassifizieren. Das bedeutet 500 Millionen männliche Küken, die wir vor einem unnötigen Tod bewahren. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, aber wir sind guter Dinge, die Geflügelindustrie in fünf Jahren transformiert zu haben – zumindest ein bisschen.

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