Mehr als 300.000 Euro für 21 Gründungsteams: BMWK vergibt Preise im „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“

© Alexander Becker / BMWK

Insgesamt 15 Teams wurden für ihre wegweisenden Ideen mit dem mit 7.000 Euro dotierten Gründungspreis ausgezeichnet, sechs Start-ups prämierte das BMWK mit dem Gründungspreis+ zu jeweils 32.000 Euro. Außerdem verlieh das BMWK in diesem Jahr den Fokuspreis zum Thema „GovTech (Government Technology)“ in Höhe von 10.000 Euro. Mit ihm wurde das beste Konzept einer Unternehmensgründung zu einem digitalen Produkt oder Service im GovTech-Bereich prämiert.

Laudator Ammar Alkassar, Vorstand des GovTech Campus Deutschland, sagte anlässlich der Verleihung des Fokuspreises: „Die Digitalisierung und technologische Unabhängigkeit von Staat und Verwaltung gehören zu den großen Herausforderungen unserer Zeit – aber auch zu den größten Chancen. Das zeigt die Idee des diesjährigen Fokuspreisträgers Ark Climate. Die innovativen Ansätze des prämierten Start-ups machen den Staat nicht nur effizienter, sie stärken auch die Entwicklung von Klimaschutzstrategien und somit auch ein heute wichtiges Handlungsfeld. Die Lösung hilft Städten und Gemeinden, die Digitalisierung zu nutzen, um die komplexen Folgen des Klimawandels gezielt und effektiv anzugehen. So bringt das Gründungsteam nicht nur den Staat voran, sondern die ganze Gesellschaft.“

Detaillierte Informationen zu allen Preisträgerteams finden Sie auf www.gw.digital.
Den Livestream der Preisverleihung gibt es hier zum Anschauen: (2) Preisverleihung Sommerrunde 2024 - YouTube

Fokuspreis „GovTech“ und Gründungspreis: Ark Climate

Start-ups spielen eine wichtige Rolle bei der Digitalisierung von Staat und Verwaltung, denn sie helfen mit ihren innovativen Lösungen dabei, staatliche Aufgaben effizienter zu gestalten und an die Anforderungen der heutigen Zeit anzupassen. GovTech-Lösungen decken dabei ein breites Spektrum ab – von digitalen Diensten und Bürgerinteraktionen bis hin zu verwaltungsinternen Themen wie Beschaffung und Personalplanung. Auch Politikbereiche wie Sicherheit, Gesundheit oder Klimaschutz profitieren, so beispielsweise bei der Innovation des diesjährigen Preisträgerteams des Fokuspreises Ark Climate. Das Münchner Start-up bietet eine moderne, nutzerzentrierte Softwarelösung, die Städte und Gemeinden dabei unterstützt, umfassende Klimaschutzstrategien zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.

Durch Künstliche Intelligenz und softwaregestützte Koordination von komplexen Prozessen können Erfolgswahrscheinlichkeit und Geschwindigkeit der Umsetzung erhöht sowie bestehende Herausforderungen adressiert werden. Die Plattform bündelt die Expertise aus verschiedenen Kommunen und stellt sie in einer digitalen Datenbank automatisiert zur Verfügung, was die Planung und Umsetzung von Maßnahmen erleichtert und das Wissen skalierbar macht. Eine integrierte Kollaborationsplattform reduziert den Abstimmungsaufwand und ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren. Die Lösung bricht Verwaltungssilos auf und ermöglicht damit eine ganzheitliche Herangehensweise an Klimaschutz und Klimaanpassung.

Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger des Gründungspreis+

Layer Performance aus Aachen entwickelt Software zur Erstellung dreidimensionaler Maschinenpfade für herkömmliche, kostengünstige 3D-Drucker und industrielle Gelenkarmroboter. Durch die Verwendung dieser nicht-planaren Bahnplanung steigen Oberflächengüte und mechanische Eigenschaften der hergestellten Bauteile deutlich. Zur Rohstoffeinsparung wird Stützmaterial vermieden und Bauteilmaterial reduziert. Dadurch tragen die optimierten Bahnplanungsalgorithmen auch zur Reduktion der Fertigungsdauer und des Energieverbrauchs bei. Die cloudbasierte Prozessvorbereitungssoftware ermöglicht somit die Nutzung additiver Fertigungstechnologien für die Herstellung hochwertiger, leistungsstarker Endbauteile, reduziert den Materialverbrauch für Kunststoffkomponenten und eröffnet neue Geschäftsfelder wie die kundenindividuelle Massenfertigung oder eine effiziente Reparatur bestehender Bauteile.

dvlp.energy ist eine webbasierte Plattform, mit der Entwicklerinnen und Entwickler erneuerbarer Energieprojekte (Wind, Photovoltaik, Speicher) geeignete Potenzialflächen schneller finden und besser bewerten können. Außerdem automatisiert die Plattform des Berliner Start-ups zentrale Prozessschritte und digitalisiert wichtige Schnittstellen zu Drittparteien wie Ämtern, Netzbetreibern und Flächeneigentümern. Dies wird erreicht durch die automatisierte Bereitstellung aller Daten, die zur Bewertung von Potenzialflächen relevant sind (z. B. Schutzgebiete, Infrastruktur, Raumplanung), auf einem speziell für Projektentwickler ausgelegtem Geoinformationssystem. Die Daten enthalten sowohl amtliche Daten (Open Source) als auch neue, innovative Datensätze, die teilweise in einer Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin entwickelt wurden. Projektentwicklerinnen und -entwickler sparen durch die Nutzung der Plattform Zeit sowie Kosten und können ihre Erfolgsrate signifikant erhöhen. Dadurch kann der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt werden.

Das Team von AdaptX Systems aus Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktionsindustrie zu verändern. Herkömmliche Prozesskühlungsmethoden für die zerspanende Fertigung in der Industrie machen einen hohen Anteil der Produktionskosten aus und haben negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit und die Gesundheit der Mitarbeitenden. Das Start-up bietet eine nachhaltige, kühlschmierstofffreie Kühlung für die Zerspanung zur Steigerung der Produktivität. Das intelligente geschlossene Kühlsystem reduziert die CO₂-Emissionen um bis zu 90 %, senkt die Produktionskosten und verlängert die Lebensdauer der Werkzeuge deutlich. Ob bei der Nachrüstung bestehender Maschinen oder der Integration in neue Anlagen, die patentierte, anpassungsfähige Technologie von AdaptX Systems optimiert die Kühlung für eine höhere Produktivität und umweltfreundlichere Bearbeitung.

EVASIVE ROBOTICS aus Dresden hat eine neuartige Technologie zur optimierten und automatisierten Pfadplanung für Multi-Roboter-Anlagen entwickelt, mit der gleichzeitig mehrere Probleme adressiert werden: Den produzierenden Unternehmen fehlen Mitarbeitende, um Maschinen insbesondere in Spät- und Nachtschicht zu bedienen. Es müssen also dringend Automatisierungsprojekte angegangen werden. Verstärkend kommt hinzu, dass den Integratoren, die mit dieser stark steigenden Anzahl an Projekten konfrontiert werden, ebenfalls die notwendigen Personalkapazitäten fehlen. Auch für Roboterhersteller stellt sich die Herausforderung der einfachen Programmierung, da diese sich mehr und mehr über neue Software-Features differenzieren müssen. Mit einer automatischen Echtzeit-Bahnplanung für mehrere Roboter gleichzeitig bietet die Lösung nicht nur ein Werkzeug mit hohem Einsparpotential für voll automatisierte Produktionslinien an, sondern macht auch dem Mittelstand die innovative Technologie der Robotik wesentlich leichter zugänglich.

CertHub aus München ermöglicht es, Medizinprodukte schneller, einfacher und kostengünstiger auf den Markt zu bringen, indem die regulatorischen Arbeiten von Medizinprodukteherstellern mithilfe einer KI-gestützten Software digitalisiert und automatisiert werden. Aktuell dauert der Zulassungsprozess von Medizingeräten – nach bereits abgeschlossener Entwicklung – bis zu fünf Jahre, was zu einer teuren und nicht zeitgemäßen Gesundheitsversorgung führt. Der aktuelle Zulassungsprozess ist papierbasiert, manuell und kostspielig. Die regulatorischen Anforderungen sowie Digitalisierungsprobleme der Branche stellen das größte Innovationshindernis dar, was zu jährlichen Milliarden-Kosten für die Gesundheitsversorgung und die ca. 35.000 MedTech-Unternehmen in Europa führt. Die CertHub-Software digitalisiert und automatisiert diese regulatorischen Prozesse und unterstützt die Nachweiserbringung, wodurch Zulassungsprozesse um Jahre beschleunigt, Kosten für Unternehmen und Gesundheitswesen deutlich reduziert sowie Medizingeräte in weiteren Ländern mit geringem Aufwand zugelassen werden können.

Nextract energy aus Berlin entwickelt eine SaaS-Software, die unabhängige Stromerzeuger (IPPs) dabei unterstützt, optimierte Lastfahrpläne für verschiedenste Speichertechnologien umzusetzen, um Abregelungen wie Drosselungen oder Abschaltungen von Wind- oder Solaranlagen zu vermeiden. Dies geschieht auf Basis von Abregelungsvorhersagen eigener Machine Learning-Modelle. Damit wird das gesamtheitliche Problem der steigenden Abregelungen in Deutschland angegangen. Für Kunden reduziert sich hierdurch das Risiko von Umsatzeinbrüchen oder entgangenen Gewinnen, insbesondere vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Anpassung des Rechtsrahmens rund um Abregelungsentschädigungen. Durch optimierte Fahrweise von Energiespeichern wird die größtmögliche Menge an netzbedingten Energieüberschüssen wirtschaftlich verwertbar – mit maximalen Arbitragengewinnen durch zeitlich optimierte Entladung oder Nutzungsmethoden. Die Nutzung von Speichern lohnt sich dadurch früher und schneller, was Hürden für eine Anschaffung weiter abbaut. Dies unterstützt somit auch die aktuelle Stromspeicher-Strategie des BMWK.