Breeze Technologies Team

v. l. n. r.: Daniel Mau, Haris Sefo, Robert Heinecke, Sascha Kuntze und Muhammad Azher

© Anne Gaertner

„Eine Idee allein ist nichts wert, es kommt zu 99 Prozent auf die Umsetzung an.“

Feinstaub, Kohlenmonoxide, Ozon oder Stickoxide: Seit Jahren wird über die schlechte Luftqualität in deutschen Großstädten und ihre Folgen diskutiert. In Riesenmetropolen wie Mexiko-Stadt, Neu-Delhi oder Peking ist die Luftverschmutzung um ein Vielfaches gravierender: Ihre Skylines sind regelmäßig in dicken Smog gehüllt. Ein Phänomen, das auch Robert Heinecke 2014 während eines Arbeitsaufenthalts in Istanbul sehen und riechen konnte. Schnell war für ihn klar: Entscheidungsträger haben nicht genug Daten, um die Luftqualität und Luftverbesserungsmaßnahmen ausreichend beurteilen zu können. Damit war die Idee für Breeze Technologies geboren. Gemeinsam mit zwei weiteren Hamburgern, Sascha Kuntze und Haris Sefo, entwickelt Heinecke Miniatur-Sensoren für eine flächendeckende Überwachung der Luftqualität in Echtzeit. Damit können Daten wie Temperatur, Feinstaub- und Stickoxidbelastung in einer zentralen Cloud-Plattform gesammelt und mit externen Quellen wie etwa Wetterdaten erweitert werden. Im Interview spricht Robert Heinecke darüber, wie das den Stadtverkehr in Zukunft beeinflussen könnte, welche Herausforderungen eine Gründung mit sich bringt und wie der Gründerwettbewerb bei der Bewältigung helfen kann.

Wie könnte Breeze Technologies in ein paar Jahren unser Leben verändern?

Wir wollen nicht nur Städten und Unternehmen mit flächendeckenden Luftqualitäts- und Klimadaten helfen, effizienter und effektiver gegen Luftverschmutzung vorzugehen. Breeze Technologies schafft die Grundlage für eine völlig neue Generation von datenbasierten Anwendungen und Dienstleistungen: Der künftige Stadtverkehr könnte in Echtzeit auf Basis von Umweltdaten so gesteuert werden, dass weniger Luftverschmutzung entsteht. Wenn sie dennoch zu stark wird, ist es denkbar, dass meine Jogging-App die Daten verwendet, um die Laufstrecke mit der besten Luftqualität zu empfehlen. Sollte eine Smog-fördernde Wetterlage bestehen, könnten die Daten auch als Entscheidungsgrundlage für kommunale Maßnahmen dienen – etwa zur kostenfreien Verteilung von E-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr, um zeitweise den Autoverkehr zu reduzieren. So werden unsere Städte dank besserer Vernetzung gesünder und lebenswerter.

Unternehmensgründungen bergen viele Überraschungen. Was war bisher die größte Herausforderung für Sie?

Erst einmal zu überblicken, was zu einer Gründung alles dazugehört. Klar, den Eintrag in das Handelsregister und die Anmeldung bei der Handelskammer erledigen Notar und Steuerberater. Aber die vielen Kleinigkeiten: Die sogenannte EORI-Nummer für Importe beantragen, den betrieblichen Ersthelfer ausbilden lassen et cetera. Das sagt einem am Anfang niemand. Wir hatten das Glück, sehr schnell erste Kunden zu gewinnen. Ihr Feedback hat uns sehr weitergeholfen und sichergestellt, dass wir unsere Produkte sehr marktnah entwickeln konnten. Schnell kamen dann erste Preise und Auszeichnungen hinzu – zuletzt auch im Europäischen Parlament. Wir freuen uns aber vor allem über jeden neu gewonnenen Kunden, der unserer Vision folgt und Teil unserer Geschichte werden möchte.

Was hat Ihnen beim „Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen“ besonders gefallen?

Der Wettbewerb war sehr unkompliziert: Man lädt eine Ideenskizze hoch, bekommt sehr gutes Experten-Feedback, auf dieser Basis verbessert man seinen Geschäftsplan und lädt ihn erneut hoch. Das half uns, die wenigen Lücken in unserem Geschäftsmodell zu schließen. Nicht zuletzt brachte der Erfolg beim Gründerwettbewerb auch viel öffentliche Sichtbarkeit.

Welchen Rat würden Sie Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?

Mit einer guten Idee kann ich nur eins empfehlen: einfach machen. Man lernt in der Gründungszeit unglaublich viel – viel mehr als mit jedem Master of Business Administration. Dabei sollte man nicht den Fehler begehen, die Idee geheim zu halten und nicht darüber zu reden. Eine Idee allein ist nichts wert, es kommt zu 99 Prozent auf die Umsetzung an. Für die Weiterentwicklung der Idee ist es unglaublich wichtig, sich von vielen Seiten Feedback einzuholen.

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