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Warum gründen? Erfolgreiche Gründerinnen und Gründern beantworten, warum sich eine Gründung lohnt.

Einleitung

Sonderpreis Starke Digitalgründerinnen

© Adobe Stock - peopleimages.com

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Neben den wirtschaftlichen Risiken und der Gefahr zu scheitern, liegt in der Gründung aber vor allem eine Chance, Innovationen auf den Weg zu bringen, die den Gründenden nützen, Mehrwerte schaffen und die gesamte Gesellschaft voranbringen.

Wir haben mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern aus unterschiedlichen Branchen gesprochen und sie gefragt: „Warum gründen?“ Die Antworten sind so inspirierend wie vielseitig und machen Mut, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen.

Dr. Michael Baumann, Co-Gründer von TWAICE Technologies

TWAICE Gründer Stephan Rohr und Michael Baumann

Gründer Stephan Rohr und Michael Baumann

© TWAICE Technologies

Gemeinsam gründeten Dr. Michael Baumann und Dr. Stephan Rohr das Batterieanalytik-Start-up TWAICE. Die von ihnen entwickelte Software macht es möglich, den Zustand von Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen in Echtzeit präzise zu analysieren und dadurch beispielsweise die Leistung zu optimieren oder die Lebensdauer zu erhöhen. Ein Beitrag zum nachhaltigen Erfolg der Elektromobilität – in Deutschland und international.

Weil man auch als kleine Firma großes bewirken kann

Gründung ist eine wahnsinnig intensive Reise, von Anfang an. Und es macht unglaublich viel Spaß, das umzusetzen, wofür man brennt, andere Leute für sein Thema zu begeistern und wirklich Schritt für Schritt eine Firma aufzubauen.

Natürlich bereichert die Gründung eines Unternehmens das Leben – bei unserem Motiv erst recht! Elektromobilität und erneuerbare Energien, das sind global unglaublich wichtige Themen, mit denen wir uns heute konfrontieren müssen, damit wir Menschen auch in 100 Jahren noch gut auf unserem Planeten leben können. Zu merken, dass man auch als kleine Firma einen großen Unterschied machen und einen Teil dazu beitragen kann, diese – vielerorts sehr realitätsfern gehandelten, globalen - Themen effizienter angehen zu können. Es ist ein erhebendes Gefühl, als kleine Firma Teil von etwas ganz Großem zu sein.

Weil es ein unglaubliches Gefühl ist, die eigene Idee groß werden zu sehen

Am 1. September 2021 haben sieben Leute neu bei uns angefangen. Das bedeutet, unsere Firma ist an einem Tag um 10 Prozent gewachsen. Das sind Momente, in denen man unglaublich stolz ist, dass die Firmenentwicklung so schnell vorangeht und dass so viele Leute wirklich Bock haben, dieses Thema mitzutreiben und nach vorne zu bringen.

Weil man ständig über sich hinauswächst

TWAICE ist jetzt drei Jahre alt und wir haben schon so viel erreicht. Man darf aber nie vergessen, dass die Reise lang ist, eine große Firma aufzubauen. Natürlich hat man, wenn eines erreicht ist, immer schon die nächsten Ziele vor Augen und will diese möglichst schnell umsetzen. Aber teilweise dauert es einfach seine Zeit. Insbesondere in einer Phase des Wachstums, in der die Gründer viel mehr Aufgaben und Verantwortung dem Team übergeben. Nur so hat man die Chance, weiter zu wachsen und eine große, international agierende Firma aufzubauen. Also mussten wir erstmal lernen, geduldig zu sein, loszulassen und in den Prozess zu vertrauen – nichts davon stand in unserem Businessplan.

Ein letzter Tipp noch: Wovon sollten Gründungsinteressierte die Entscheidung für das eigene Unternehmen abhängig machen?

Das Wichtigste ist, sich selbst nicht im Weg zu stehen oder allzu hohe Hürden aufzubauen. Ich gebe den Tipp, sich Gedanken wie „Was passiert, wenn es nicht klappt?“ oder „Wie würde sich ein Scheitern auf meinen Lebenslauf auswirken?“ gar nicht erst zu machen, sondern sich einfach in das Thema zu stürzen, sich auszuprobieren und dann mit Motivation dabei zu bleiben. Dann merkt man schnell, ob das Vorhaben eine potenzielle Zukunft hat oder nicht.

Daniel Seidel und Sven Przywarra von LiveEO

LiveEO-Gründer

© LiveEO

Daniel Seidel und Sven Przywarra sind die Gründer von LiveEO aus Berlin. Mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert die von LiveEO entwickelte Software Satellitenbilder und kann auf diese Weise kritische Infrastrukturen wie Bahnstrecken, Stromleitungen oder Pipelines aus dem All überwachen. So können Probleme wie beispielsweise Sturmschäden frühzeitig erkannt und behoben werden.

Weil man unglaublich viel lernt
Sven und ich haben uns ganz am Anfang gesagt, dass wir beide, unabhängig davon, ob wir erfolgreich werden oder nicht, extrem viel lernen werden. Nach vier Jahren können wir sagen, dass dieser Lerneffekt sogar noch größer als erwartet war. Man muss sich ständig weiterentwickeln, um die wachsende Organisation zu führen. Zudem muss man sich als Gründer mit so vielen Dingen mit einer gewissen Tiefe beschäftigen, dass ich mir keine Umgebung vorstellen kann, wo man schneller mehr lernt. Außerdem fühlt es sich oft an, als würde man auf einer Gefühlsachterbahn sitzen. Da geht es von Aufbruchstimmung zu Stolz nach Frust, auf den dann hoffentlich auch wieder Erleichterung folgt. Im Grunde durchlaufen wir diesen Zyklus ununterbrochen im Monats-, Tages- und manchmal auch Minuten-Takt. Das ist ohne Frage eine Herausforderung, aber eine gute.

Weil man die Chance bekommt, über sich hinaus zu wachsen
Da muss ich an eines der Highlights unserer Gründungsgeschichte denken, als wir unseren ersten wirklich großen Auftrag bekommen haben, nämlich den, das gesamte Streckennetz der Deutschen Bahn zu analysieren, 33.000 Kilometer. Das war für uns damals eine absolute Mammutaufgabe und wirkte im ersten Augenblick fast unüberwindbar. Gleichzeitig hat es gezeigt, dass uns massiv Vertrauen entgegengebracht wird, was wiederum eine enorme Motivation war. Im Endeffekt haben wir die Aufgabe gemeistert und extrem viel gelernt.

Weil man lernt, wie geduldig man eigentlich sein kann, wenn man muss
Das hat vor allem mit dem Thema Scheitern zu tun, denn das gehört leider auch dazu – oder vielleicht zum Glück. Es ist kein Geheimnis, dass 80 Prozent der Startups in den ersten Jahren scheitern und von den verbleibenden 20 Prozent längst nicht alle zu erfolgreichen Unternehmen heranwachsen. Gleichzeitig darf man sich nicht verrückt machen, wenn es mal nicht läuft: Wenn ein Baum über die Jahre wächst, fallen auch regelmäßig mal Äste herunter. Wenn ich mir die ganze Zeit Gedanken machen würde über jeden Ast, der runterfällt, würde ich verrückt werden. Vielmehr muss man sich auf das Große und Ganze fokussieren – dass der Baum groß und stark wird. Und wenn man sieht, wie die eigene Idee zu einem Unternehmen wächst, fühlt es sich gut an.

Ein letzter Tipp noch: Wovon sollten Gründungsinteressierte die Entscheidung für das eigene Unternehmen abhängig machen?
Man muss sich selber die Frage stellen: Brenne ich wirklich für dieses Thema oder will ich einfach nur viel Geld verdienen? Nur wenn man wirklich für das Thema brennt, wird man die nötige Resilienz und Motivation haben, ein Unternehmen zum Erfolg zu bringen. Man sollte die Entscheidung nicht abhängig von seinem jetzigen Job machen. Nachdem man durch den Gründungsprozess gegangen ist, lernt man so viel, dass man jederzeit in eine ähnliche oder sogar bessere Stelle zurückwechseln kann! Dann muss man einfach nur auf seinen Bauch hören und loslegen!

Maria Sievert, Co-Gründerin und CEO von inveox

Maria Sievert

© inveox GmbH

Maria Sievert hat gemeinsam mit Dominik Sievert ein digitales System zur Untersuchung von Gewebeproben in Pathologielaboren entwickelt. Mit Hilfe von KI und Big Data-Anwendungen wird die Labordiagnostik so automatisiert – was etwa Fehler in der Krebsdiagnostik vermeidet. Davon profitieren nicht nur Patientinnen und Patienten, auch die Effizienz und Rentabilität von Laboren steigen.

Weil es frische Ideen braucht, um die Welt zu verändern
Es fühlt sich gut an, zu gründen. Jeden Tag aufs Neue. Warum? Gemeinsam mit unserem Team entwickeln wir innovative Technologien – von Menschen für Menschen – um die Lebensrealität von Betroffenen, Angehörigen oder medizinischem Fachpersonal zu verbessern. Das ist für unser Team inveox und für mich ganz persönlich die stärkste Motivation.

Weil man ein Lebenswerk schafft – nicht nur für sich selbst, sondern für alle Beteiligten
Die tägliche Zusammenarbeit mit unserem Team – und dazu zählen wir auch unsere Investoren – ist für uns Tag für Tag ein Hochgefühl. Gemäß unserer Unternehmenswerte „one level up“ und „act like you own it“ arbeitet jede und jeder daran, für sich im eigenen Bereich, aber auch mit Blick auf die Unternehmensziele jeden Tag ein Stück besser zu werden.

Und am Ende ist es für uns als Gründerteam – mittlerweile als Ehepaar – unser gemeinsames Lebenswerk. Und auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind und uns auch mal kritisch austauschen. Wichtig ist uns das gemeinsame Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

Weil man lernt, auch mit schwierigen Phasen umzugehen
Optimismus, innerer Drive und jede Menge Ausdauer haben uns auch durch schwierige Phasen getragen. Beim Aufbau eines Start-ups wechselt die aktuelle Stimmung manchmal schneller als das Wetter… Ob wir Bedenken haben und Mut brauchen? Und wie! So eine Unternehmensgründung ist ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Wöchentlich, täglich, stündlich, manchmal minütlich gibt es Auf und Abs. Zu wissen, wie man durch diese Zeiten navigiert, macht einen stark für die Zukunft – nicht nur als Unternehmen, sondern auch ganz persönlich.

Ein letzter Tipp noch: Wovon sollten Gründungsinteressierte die Entscheidung für das eigene Unternehmen abhängig machen?
Folgt eurer Passion! Meine Mentorin sagte damals nach meinem Start bei BMW zu mir: „Maria, im Inneren weißt du doch schon längst, was du wirklich willst!“ und meinte damit „hör auf dein Herz und gründe.“ Nun ja, zunächst hatte ich das Ziel um rund 30 cm – die Distanz zwischen Herz und Kopf – verfehlt.