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© Stadt.Land.Digital / Foto Oberbürgermeister Zeitler: Stadtverwaltung Hockenheim

1. Welche Vorteile schafft Künstliche Intelligenz für die Straßen und die Straßeninstandhaltung in Hockenheim?

Wir nutzen seit ein paar Jahren Smartphones in kommunalen Nutzfahrzeugen, die alle vier Meter automatisiert ein Foto von der Straße machen. So erfassen wir per App von Vialytics GmbH regelmäßig das gesamte Straßennetz in Hockenheim ohne zusätzlichen Aufwand. Eine künstliche Intelligenz analysiert auf den Bildern die Straßenschäden und bestimmt den Zustand der einzelnen Straßen. Der Vorteil ist: Die Künstliche Intelligenz urteilt neutral. Sie bewertet den konkreten Straßenzustand basierend auf Daten und Fakten ohne emotionale Eindrücke von Anwohnerinnen und Anwohnern. Vialytics stellt die Auswertungen alle fünf bis sieben Monate im Gemeinderat vor, wo die nächsten Straßensanierungen beschlossen werden. Auch das sorgt für hohe Akzeptanz. Die Künstliche Intelligenz gibt uns klare Vorgaben, wodurch Diskussionen um die Priorisierung von bestimmten Straßen entfallen. Das steigert die Planungssicherheit in Hinblick auf den Haushalt des nächsten Jahres. Mittelfristig verbessert die Künstliche Intelligenz so die Finanzplanung der Gemeinde.

Wichtig ist jedoch, dass die Künstliche Intelligenz von Menschen betreut und ausgewertet wird. Sie ergänzt lediglich den gesunden Menschenverstand. Wir überprüfen beispielsweise bei den Straßen auch immer den Zustand der Abwasserkanäle. So können Straße und Kanal gegebenenfalls gleichzeitig saniert werden.

2. Warum haben Sie sich für das Start-up entschieden und welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit gemacht?

Die drei Gründer des Start-ups Vialytics waren damals voller innovativer Vorschläge und das war mir sehr sympathisch. Das Wichtigste ist jedoch, dass uns alle die Idee begeistert und überzeugt hat.
Mit Start-ups zusammenzuarbeiten bedeutet, in innovative Köpfe zu investieren. Ich sehe das auch als Teil unserer Wirtschaftsförderung. Die Gründung von Start-ups ist in Deutschland schwierig. Gründerinnen und Gründer stehen vor großen bürokratischen Hürden, wodurch viele Start-ups das Land verlassen. Das Ziel von Bund, Ländern und Kommunen muss es sein, innovative junge Unternehmen in Deutschland zu halten. Den Kommunen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Wir müssen vor Ort die Beschlüsse von Bund und Ländern umsetzen und beauftragen dafür Praxispartner. In der Metropolregion Rhein-Neckar gibt es einen großen Fundus an innovativen jungen Unternehmen. Wir wollen in Hockenheim den Start-ups eine Chance geben und gemeinsam neue Lösungen ausprobieren.

3. Sie arbeiten im Projekt außerdem mit 16 Partnerkommunen zusammen. Was raten Sie anderen Kommunen, die innovative Projekte gemeinsam umsetzen wollen?

Es ist eine große Chance der interkommunalen Zusammenarbeit, die Bedarfe zu bündeln. Kommunen sollen intelligenter und damit kostensparender einkaufen. Das ist auch das Ziel, das der Deutsche Städte- und Gemeindebund für das Jahr 2023 ausgegeben hat. In der Praxis ist es durch die gesetzlichen Vorgaben jedoch eine große Herausforderung. Im Projekt sind wir insgesamt 17 Kommunen, die mit dem gleichen System Daten über den Zustand unserer Straßen sammeln. Wir tauschen uns im Vorfeld mit benachbarten Kommunen über Sanierungspläne aus und überlegen, was wir gemeinsam umsetzen können. Zum Beispiel können wir mit einer interkommunalen Ausschreibung gemeinsam Planungsbüros beauftragen und so von Mengeneffekten profitieren. Es ist immer günstiger, einen großen Auftrag aufzugeben als viele kleine Aufträge. Wir planen auch Umleitungsmaßnahmen zusammen. Von der besseren Straßenführung profitieren dann ganz direkt die Bürgerinnen und Bürger.

In der Zusammenarbeit mit Start-ups ist der interkommunale Austausch besonders viel wert. Wir bündeln unser Wissen und unsere Erfahrungen und suchen gemeinsam nach neuen Lösungen. Wichtig ist, dass man sich mit den richtigen Leuten zusammenschließt. Alle müssen offen für Innovationen und bereit sein, neue Wege zu gehen.

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