Bild 15

© DFA Digital für alle gGmbH

Die Digitalisierung gemeinsam diskutieren; sie erlebbar und verständlich machen, das ist das Ziel des bundesweiten Digitaltags, der von der Initiative „Digital für alle“ getragen wird. Kommunen stehen vor der großen Herausforderung, ihren Weg zu smarten Städten und digitalen Regionen zu gestalten. Digitale Lösungen bieten dabei die Chance, eine klimafreundliche, nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und konkrete Mehrwerte für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen zu schaffen. In einer zweiteiligen Online-Veranstaltung präsentierte Stadt.Land.Digital am Digitaltag Projekte aus Kommunen, die mit digitalen Lösungen zum kommunalen Klimaschutz beitragen, und diskutierte mit Chief Digital Officers (CDOs) und kommunalen Digitalisierungsverantwortlichen Erfahrungen, Herausforderungen und gute Beispiele aus der Praxis. Die über 100 Teilnehmenden brachten eigene Lösungsvorschläge, Ideen und Fragestellungen aus ihren Kommunen ein.

Dr. Christine Kahlen, Leiterin der Unterabteilung Digitalpolitik und digitale Wirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, eröffnete die Veranstaltung. In ihrer Begrüßung hob sie die großen Potenziale der Digitalisierung für das Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele hervor. Aus der aktuellen Kommunalstudie der Initiative Stadt.Land.Digital geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Kommunen den Klimaschutz in ihrer Digitalisierungsstrategie adressieren. Jedoch sehen nur 6 Prozent diesen als zentralen Aspekt ihrer Strategie an. Stadt.Land.Digital zeigt unter anderem mit dem Smart City Navigator gute Bespiele und konkrete Mehrwerte von Digitalprojekten auf und unterstützt die digitale Transformation der Kommunen mit verschiedenen Vernetzungsveranstaltungen.

In einem Vortrag erklärte Jana Zieger, Stadt Herrenberg, die digitale Mobilitätsplattform „stadtnavi Herrenberg“. Die Anwendung bietet einen zentralen Überblick für die Mobilitätsangebote in Stadt und Region – von Bus- und Bahnverbindungen über verfügbare Lastenräder und Carsharingangebote bis hin zu Baustelleninformationen und freien Fahrradparklätzen. Nutzerinnen und Nutzer können mit der Anwendung ihre Wege planen und dabei alle verfügbaren Verkehrsmittel kombinieren. Dadurch steigt die Attraktivität von umweltfreundlichen Alternativen zum Auto. Die Anwendung wird als Open-Source-Lösung entwickelt und kann daher von interessierten Kommunen kostenlos adaptiert werden.

Aus dem Landkreis Cham in der bayrischen Oberpfalz stellte Matthias Wiedemann, Kreiswerke Cham, ein Solarpotenzialkataster vor. Grundlage der Anwendung sind aus Luftbildern abgeleitete Daten. Der digitale Rechner ermöglicht es Haus- und Grundstückseigentümern, sich über die Potenziale von Strom- und Wärmeproduktion auf dem eigenen Dach zu informieren. Nutzerinnen und Nutzer erhalten detaillierte Informationen über die individuell mögliche Anlagengröße sowie die potenzielle Energiegewinnung, Treibhausgas- und Kosteneinsparungen. Die Anwendung bietet so eine gute Hilfestellung, um unkompliziert eine erste Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit einer eigenen Anlage zu erhalten.

Norbert Rost, Geschäftsführer des Start-ups futureprojects GmbH, stellte die „Digitale Projektfabrik in der Mitmachstadt Hoyerswerda“ vor. Ziel des Projektes ist es, die Ideen der Bürgerinnen und Bürger für die Kommune zu unterstützen und kooperative Projekte von Bürgerschaft, Verwaltung und Unternehmen zu verwirklichen. Dazu steht mit der Projektfabrik ein digitales Werkzeug bereit, das Beteiligungsprozesse von der Ideenfindung bis hin zur Umsetzung unterstützt. In der Stadt Hoyerswerda wird das Projekt in Kooperation mit der Stadtverwaltung und der Initiative Mitmachstadt, einem zivilgesellschaftlichen Bündnis für gemeinnützige Projektideen, umgesetzt.

In vielen Kommunen treiben hauptamtliche Digitalisierungsverantwortliche bzw. Chief Digital Officers (CDOs) die digitale Transformation voran. Wie wird diese Position in den Kommunen umgesetzt und welche Chancen bieten Digitalisierungsstrategien für den Klimaschutz? Diese und weitere Fragen diskutierte Alex Dieke, Leiter Geschäftsstelle Stadt.Land.Digital, mit Dr. Martin Benedict, CDO der Stadt Zwönitz, Martina Kuhaupt, Leiterin Digitalisierungszentrum Zeitz, Anna-Lena Meiners, Teamleitung Smart City der Stadt Osnabrück und Jörg Radandt, CDO der Stadt Soest.

Klimaschutz ist ein wichtiges Ziel der Digitalisierungsbemühungen, so die Panelteilnehmenden einhellig. Die Stadt Zwönitz nutzt beispielsweise digitale Lösungen, um einen elektrischen Rufbus für mehr klimafreundliche Mobilität einzusetzen. Diese und weitere Maßnahmen sind Teil einer Digitalstrategie, die kurz vor ihrer Fertigstellung steht. Auch die Stadt Osnabrück erarbeitet aktuell eine Smart City Strategie. Als zentrale Schnittstelle zwischen Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Bürgerinnen und Bürgern agiert dabei das Team Smart City, das im Referat für nachhaltige Stadtentwicklung verortet ist. Verschiedene Projekte, wie eine umweltsensitive Verkehrslenkung sowie ein digitales Solardachkataster, werden bereits umgesetzt; weitere sind geplant. Die Stadt Soest setzte sich in ihrer im Jahr 2021 veröffentlichten Strategie das Ziel, bis 2030 eine klimaneutrale Smart City zu sein. Die Digitalisierung dient dabei als Instrument, um die Vision einer klimaneutralen, resilienten und generationengerechten Stadt umzusetzen. Eine wichtige Grundlage bilden urbane Daten, für deren Umgang die Stadt Soest eine eigene Datenstrategie veröffentlicht hat und aktuell eine Datenplattform aufbaut. Ziel des Digitalisierungszentrums Zeitz ist es, Stadt und Region mittels digitaler Technologien zu einem attraktiven Standort zu entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darauf, den Strukturwandel der bislang durch den Braunkohleabbau geprägten Region erfolgreich einzuleiten. Projekte, wie der LoRaPark Zeitz (ein Schaugarten für sensorbasierte Anwendungen), fördern dabei gleichermaßen die Digital- wie auch die Umweltbildung der Bürgerinnen und Bürger und machen die Smart City spielerisch erlebbar.

In vielen Kommunen stellen die Projektfinanzierung, unzureichende IT-Kenntnisse sowie erforderliche Veränderungsprozesse in Verwaltung und Gesellschaft eine Herausforderung für die Entwicklung zu smarten Städten und digitalen Regionen dar. Die Panelisten empfehlen, den Mehrwert von Digitalprojekten für den Klimaschutz sowie die Bürgerinnen und Bürger klar zu kommunizieren und besser sichtbar zu machen. Kleine Projekte bieten die Chance, mit geringem Aufwand den Nutzen der Digitalisierung greifbar zu machen. Viele Lösungen stehen kostenlos mit offenem Quellcode („Open Source“) zur Verfügung und können adaptiert werden. Wichtige Expertise bieten oftmals lokale Stadtwerke, Hochschulen oder auch Start-up-Acceleratoren, die als Partner eingebunden werden können.