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Sturzfluten-Risikomanagement in Passau

Starkregengefahrenkarte der Stadt Passau

© Stadt Passau

Ziel/Nutzen der Lösung

Die Stadt Passau hat für die Stadtteile Hals, Grubweg und Innstadt Starkregengefahrenkarten erstellt und setzt ein Starkregen-Frühalarmsystem ein. Die Gefahrenkarten informieren Verwaltung, Einsatzkräfte sowie Bürgerinnen und Bürger über die von Starkregen und Sturzfluten gefährdeten Gebiete. Das Starkregen-Frühalarmsystem berechnet mit Wettersensoren und Pegelmessern an verschiedenen Bachläufen die Niederschlagsmenge und warnt innerhalb weniger Minuten kostenlos registrierte Personen per SMS, E-Mail oder Sprachanruf. Ziel ist, die Stadtgemeinschaft möglichst gut auf Extremwetterereignisse vorzubereiten und so im Extremfall Schäden zu verhindern und Leben zu retten. Für das restliche Stadtgebiet werden Starkregengefahrenkarten voraussichtlich bis 2023 erstellt.

Lösungsbeschreibung

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert die Starkregengefahrenkarte innerhalb des geförderten Projekts "Integrale Konzepte zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement" mit einem Anteil von 75 Prozent (circa 115.000 Euro). Zunächst wurden Karten für die in der Vergangenheit am stärksten betroffenen Stadtteile erstellt.
Im Zuge der Erweiterung des Förderprogramms werden voraussichtlich bis Ende 2023 Karten für das restliche Stadtgebiet erstellt. Die Kosten für die Starkregengefahrenkarten im übrigen Stadtgebiet inklusive der erforderlichen Maßnahmen liegen bei circa 250.000 Euro.
Die Erstellung der Starkregengefahrenkarte erfolgt mit 2D- und 3D-Simulationsverfahren. Über verschiedene Eingangsparameter werden für mehrere Szenarien Fließtiefe, -geschwindigkeit und -richtung des Wassers berechnet. Das Starkregen-Frühwarnsystem berechnet mit Wettersensoren und Pegelmessern die Niederschlagsmenge und warnt registrierte Nutzende in drei Warnstufen mittels SMS, E-Mail, Push-Benachrichtigung oder Sprachanruf.
Zur Erstellung der Starkregengefahrenkarte wurde das Stadtgebiet in Berechnungszellen unterteilt, für die als Eingangsparameter Höhe, Neigung, Gefälle, Nutzungsart und der Bodentyp eingegeben wurden. In verschiedenen Szenarien wurden unterschiedliche Regenstärken simuliert und Fließtiefe, Fließgeschwindigkeit und Fließrichtung des Wassers bestimmt. Das Starkregen-Frühwarnsystem berechnet mit Wettersensoren und Pegelmessern an mehreren Bachläufen Niederschlagsmengen. Dazu wurden 22 Regensensoren im Stadtgebiet installiert. Diese sind mit einem Hochleistungsrechner ausgestattet, der die Daten in Echtzeit über ein LoRaWAN-Gateway an einen Cloud-Service meldet. Der Niederschlagsradar erkennt die Regenmenge, Regenintensität und Niederschlagsart und misst meteorologische Daten wie Temperatur, relative Luftfeuchte, Taupunkt, Luftdruck. Das System unterteilt Warnungen vor Starkregen in drei Warnstufen: Vorwarnung (Stufe 1), Überflutungsgefahr (Stufe 2) und Sturzflutgefahr (Stufe 3). Bürgerinnen und Bürger können sich über eine Webseite oder eine Mobile-App für die Frühwarnung registrieren. Das System informiert die Nutzenden per SMS, E-Mail oder im Ernstfall über einen Telefonanruf.
Die Stadt Passau begann nach den Starkregenereignissen von 2016 mit Vorkehrungen zur besseren Vorsorge und Warnung der Bevölkerung. Dabei lag der Fokus zunächst auf den 2016 besonders betroffenen Stadtteilen und die Lösungen wurden dann anschließend auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet.
Nach einer Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt wurde die Erstellung der Starkregengefahrenkarte ausgeschrieben und die Spekter GmbH beauftragt. Seit März 2020 stehen das Starkregenfrühalarmsystem und die Starkregengefahrenkarte für die besonders betroffenen Stadtteile zur Verfügung. Seit April 2021 ist das Starkregenfrühwarnsystem im ganzen Stadtgebiet im Einsatz und die Erweiterung der Starkregengefahrenkarte in Arbeit. Auf Basis der Starkregengefahrenkarten wurden bereits einige Projekte zur Vorsorge erarbeitet und umgesetzt.
Die Starkregengefahrenkarte und das Frühwarnsystem dienen der besseren Vorbereitung und Prävention von Starkregenereignissen. Bei dem Starkregenereignis im Juli 2016 hat die Stadt Passau circa 300 Schadensmeldungen und einen Gesamtschaden in Höhe von rund 15 Millionen Euro registriert. 300 Feuerwehrleute und 60 Bauhofmitarbeiter waren im gesamten Stadtgebiet im Einsatz.
Die Starkregengefahrenkarte können die Stadtverwaltung und Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer für bauliche Anpassungen und Maßnahmen nutzen. Das Frühwarnsystem informiert die Bevölkerung mit einer Vorlaufzeit von 20 bis 30 Minuten über drohende Ereignisse. Das lässt ihnen Zeit, Vorkehrungen zu treffen wie das Auto wegzufahren, Rückstauvorrichtungen zu prüfen oder zu aktivieren und bei höheren Warnstufen Kellerräume, Unterführungen und Tiefgaragen zu räumen, höhere Räume aufzusuchen und Straßen zu verlassen.
Es entstand ein hoher Aufwand, um die Starkregengefahrenkarten für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu machen. Aktuell können nur Eigentümer oder Anwohnende die Kartenausschnitte ihrer Grundstücke einsehen.

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

Passau, Bayern

50.000 bis 100.000 Einwohner

Stadt

Mit den digitalen Lösungen verbessert die Stadt Passau die Vorsorge vor Starkregenereignissen. Die Starkregengefahrenkarten informieren Bürgerinnen und Bürger über das Gefährdungspotenzial des eigenen Grundstücks oder der eigenen Wohnung. Das Starkregenfrühwarnsystem warnt die Bevölkerung, Stadtverwaltung und Einsatzkräfte mit einer Vorlaufzeit von circa 20 bis 30 Minuten in drei Gefahrenstufen, damit Vorkehrungen getroffen werden können.

Die Starkregengefahrenkarten liefern Einsatzkräften wichtige Informationen über die Gebiete, in denen es bei Starkregen zu Überstau von Gewässern, Überflutung durch Fließwege zu den Gewässern und Einstau in Mulden und Senken kommen kann.

Beteiligte Projektpartner