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Thermografiebefliegung Münster - Klimaschutz aus der Luft, digital durchdacht

Thermografiebefliegung - Die Stadt Münster aus der Luft

© Stadt Münster / Miramap

Ziel/Nutzen der Lösung

Mithilfe von Wärmebildern aus der Luft identifiziert die Stadt Münster Gebäude mit Energieeinsparpotenzial. Dabei handelt es sich um Gebäude, bei denen sich der Energiebedarf durch energetische Nachrüstung senken ließe. Gleichzeitig werden die Fern- und Nahwärmenetze der Stadtnetze Münster GmbH mithilfe der Wärmebilder auf mögliche Schwachstellen überprüft. Die ausgewerteten und aufbereiteten Wärmebilder werden in einem geschützten Webportal den Eigentümern zur Verfügung gestellt. Sie erhalten die Möglichkeit, das Thermobild ihres eigenen Gebäudes herunterzuladen und eine kostenfreie Einstiegsberatung wahrzunehmen. Durch das Projekt werden Bürgerinnen und Bürger für klimafreundliches Sanieren sowie Bauen und Wohnen sensibilisiert. Langfristig erwartet die Stadt Münster, dass die Energie- und Heizkosten gesenkt, Ressourcen eingespart und das Wärmenetz der Stadt Münster besser gesteuert wird. Das Projekt leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität 2030.

Lösungsbeschreibung

Die Projektkosten betragen 270.000 Euro. Die Kosten werden anteilig von der Stadt Münster und der Stadtnetze Münster GmbH getragen. Nicht mit inbegriffen sind die Personalkosten der Stadt Münster und der Stadtnetze Münster GmbH sowie die Kosten für das Erstellen und Betreuen eines Online-Terminbuchungssystems.
Die Thermografieflüge verursachten CO2-Emissionen in Höhe von rund 4.800 Kilogramm. Um diese Emissionen auszugleichen, zahlt die Stadt einen freiwilligen Klimaschutzbeitrag, wodurch erneuerbare Energien in Entwicklungsländern ausgebaut werden. Für die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer fallen für die thermografische Beratung ihrer Gebäude keinerlei Kosten an.
Die Wärmebilder wurden mithilfe einer Thermografiekamera aus einem Propellerflugzeug heraus aufgenommen. Die Aufbereitung der Bilddaten erfolgt mithilfe eines Geländemodells, welches das Wärmebild geometrisch entzerrt. Hierbei werden zusätzlich die Daten des Liegenschaftskatasters zur korrekten Darstellung verwendet. Geografische Informationssysteme helfen bei der jeweiligen Darstellung der Wärmebilder für die Gebäude.
Das Flugzeug flog in einer Höhe von 500 bis 1.000 Metern über das gesamte Stadtgebiet (rund 180 Quadratkilometer). Die Fluglinien hatten einen Abstand von je 240 Meter zueinander. Im engbebauten Innenstadtgebiet betrug der Abstand lediglich 120 Meter. Die Wärmebilder wurden mit einer Spezialkamera aufgenommen und habe eine Auflösung von 25 Zentimeter pro Pixel. Die Webplattform, auf welcher die Bilder hochgeladen werden, erstellt die beauftragte Firma Hexagon in enger Abstimmung mit der Stadt Münster. Die Firma betreut diese neue Webplattform zunächst für drei Jahre.
Das Projekt ist in drei Phasen aufgeteilt. In der ersten Phase wurden die Wärmebilder der Gebäudedächer aufgenommen. Danach werden die Daten ausgewertet. Schließlich werden den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern die Bilder zur Verfügung gestellt und ihnen eine Beratung zur energetischen Gebäudesanierung angeboten. An dem Projekt ist das Vermessungs- und Katasteramt und die Koordinierungsstelle für Klima und Energie (KLENKO) der Stadt Münster sowie die Stadtnetze Münster GmbH beteiligt.
Der Rat der Stadt Münster hat zur Umsetzung der Klimaneutralität bis 2030 unter anderem die Durchführung des Projekts „Klimaschutz aus der Luft" beschlossen. Der Projektbeginn war ursprünglich bereits im Frühjahr 2020 geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie und schlechter meteorologischer Bedingungen verschob sich der Projektstart auf Januar 2021. Zu Beginn des Projekts nahm das Propellerflugzeug mithilfe einer Thermografiekamera Wärmebilder des gesamten Stadtgebiets auf. Dafür flog das Propellerflugzeug an drei Abenden über das Münsteraner Stadtgebiet. Die Flüge konnten nur spontan terminiert werden, da für die fehlerfreie Aufzeichnung der Wärmebilddaten bestimmte Witterungsbedingungen wie Trockenheit, Kälte (maximal 5 Grad), kaum Wind (maximal 4-5 Meter pro Sekunde) und keine Wolken erforderlich sind. Die Wärmebildkamera registriert die Temperatur der Dachoberflächen aller Gebäude. Zudem werden Schwachstellen der Fern- und Nahwärmenetze mit der Wärmebildkamera überprüft. Im Anschluss an die Aufnahme der Wärmebilder werden die Daten ausgewertet. Dabei werden zusätzliche Daten des Liegenschaftskatasters sowie geografische Informationssysteme integriert, um für jedes einzelne Gebäude ein einzelnes Wärmebild zu erstellen. Der Abschluss dieser zweiten Phase ist bis Jahresende 2021 geplant. Danach nimmt die Stadt mit allen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern Kontakt auf und sendet ihnen eine Informationsbroschüre inklusive persönlicher Zugangsdaten für ein passwortgeschütztes Internetportal zu. In diesem Portal haben sie die Möglichkeit, nur die Wärmebilder ihres eigenen Gebäudes abzurufen. Ebenfalls befindet sich eine Interpretationshilfe im Webportal. Alternativ ist eine postalische Beantragung der analogen Sichtung der Bilder möglich. Die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer erhalten darüber hinaus die Möglichkeit, eine kostenfreie energietechnische Beratung zur Haus- und Dachsanierung in Anspruch zu nehmen. Dabei werden sie auch über verschiedene Förderprogramme informiert. Bereits vor der Thermografiebefliegung wurden regelmäßig kostenfreie Energieberatungstermine in einer wöchentlich stattfindenden offenen Sprechstunde angeboten. Diese sollen auch langfristig angeboten werden. Auf Basis der Thermodaten-Bilder kann eine Beratung weiterhin stattfinden.
Das Projekt sensibilisiert Bürgerinnen und Bürger für städtischen Klimaschutz. Die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer erhalten einen Überblick über den Energieverlust ihrer Gebäude. Darauf basierend wird es ihnen ermöglicht, weitere (Sanierungs-) Maßnahmen zu treffen.
Darüber hinaus wird ihnen durch eine Beratung aufgezeigt, wie und wo Potenziale zur Einsparung von Energie- und Heizkosten bestehen. Die Bürgerinnen und Bürger werden durch das Pilotprojekt für die Themen Energieeffizienz und Wärmedämmung sensibilisiert.
Die Wärmebildaufnahmen des gesamten Stadtgebiets Münsters stellen datenschutzrechtlich kein Problem dar. Die grobe Auflösung der Bilddaten (25 Zentimeter pro Pixel) lässt eine Identifikation von Einzelpersonen nicht zu. Darüber hinaus werden die auf grundstücksebene ausgewerteten Daten ausschließlich den jeweiligen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern zur Verfügung gestellt.
Die ausgewerteten Daten sind über ein passwortgeschütztes Webportal einsehbar. Grundstücksbezogene Daten und Ergebnisse werden nur mit schriftlichem Einverständnis der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer herausgegeben. Die benötigte Flugerlaubnis wurde durch das beauftragte Unternehmen Hexagon/Miramap eingeholt.

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

Münster, Nordrhein-Westfalen

100.000 bis 500.000 Einwohner

Stadt

Durch das Projekt kommt die Stadt dem Ziel, im Jahr 2030 Klimaneutralität zu erreichen, einen Schritt näher. Die Bilddatenauswertung liefert die Grundlage, damit Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in der Lage sind, einen erhöhten Energieverbrauch durch ihre Gebäude zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Gleichzeitig wird im Rahmen des Projekts das Fern- und Nahwärmenetz auf mögliche Energielecks kontrolliert. Schwachstellen am 120 Kilometer langen Fern- und Nahwärmenetz werden entdeckt und anschließend behoben. Somit ermöglicht das Projekt sowohl der Stadt und den Stadtnetzen als auch den Bürgerinnen und Bürgern Energiekosten zu senken, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen einzusparen.

Zurzeit wird geprüft, ob Teile der Daten, zum Beispiel von öffentlichen Gebäuden oder Gewässern, als Open Data zur Verfügung gestellt werden können. Über das Projekt wird regelmäßig über die Projekthomepage berichtet.

Beteiligte Projektpartner

Weiterführende Informationen