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UMPARKEN Schwabing

Visualisierung UMPARKEN Schwabing

© Digital Hub Mobility / UnternehmerTUM

Ziel/Nutzen der Lösung

Im Projekt UMPARKEN Schwabing testete ein interdisziplinäres Team mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Start-Ups und der Landeshauptstadt München ein Konzept zur Verbesserung der Aufenthalts- und Bewegungsqualität in München. Das Projekt wurde als Pilotprojekt in einer Straße des Stadtteils Schwabing durchgeführt. Die Gegend ist durch eine besonders hohe Einwohnerdichte sowie einen sehr knappen Parkraum geprägt. Acht Haushalte stellten für vier Wochen ihr privates Auto am Stadtrand ab. Im Gegenzug erhielten sie ein Mobilitätsbudget von 300 Euro. Die frei gewordenen Parkplätze wurden umgestaltet, wodurch ein Freiraum für alternative Mobilitätslösungen und mehr Aufenthaltsqualität für alle geschaffen wurde. Ziel des Projektes war es, Erkenntnisse zu Chancen und Herausforderungen alternativer Mobilität zu sammeln. Die Erkenntnisse sollen der Umsetzung in einem größeren Maßstab dienen. Darüber hinaus versuchten die Projektverantwortlichen, Ideen aber auch Vorbehalte der Anwohnerinnen und Anwohner für die Umsetzung eines solchen Projektes im öffentlichen Raum zu verstehen.

Lösungsbeschreibung

Die industriellen Partner BMW Group und Aisin traten gleichzeitig als Sponsoren auf. So wurden die Umsetzung, inklusive des Mobilitätsbudgets von jeweils 300 Euro für die acht beteiligten Haushalte, und die finanzielle Unterstützung für die Start-Ups finanziert.
Das Mobilitätsbudget beinhaltete vielfältige Sharing-, Miet- und ÖPNV-Angebote sowie die Nutzung des Fernverkehrs. Seine Höhe orientierte sich an den vom ADAC (2019) angegebenen monatlichen Vollkosten eines privaten Autos der Mittelklasse.
Die Digital Hub Initiative wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Um übersichtlich die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten von Mobilitätsangeboten zu überblicken, wurde die App des Unternehmens Moovster GmbH verwendet. Die Moovster App ermöglichte die Nutzung verschiedener Mobilitätsangebote im Stadtgebiet und verwaltete das dafür definierte Mobilitätsbudget. Der Besitz eines Smartphones war daher Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt.
Aufbauend auf der Moovster App wurden Funktionen des Unternehmens Veomo Mobility GmbH eingebaut. Sie enthielten Echtzeit-Informationen über das Mobilitätsangebot in der direkten Umgebung. Für den Standort des Projektes UMPARKEN Schwabing fasste Veomo alle verfügbaren Mobilitätsdienste zusammen und zeigte aktuelle Abfahrtszeiten in der Moovster App an. Für die verschiedenen Mobilitätsangebote stellten die Mobilitätspartner des Projektes ein breites Angebot zur Verfügung. Dazu gehörten: ÖPNV, Scooter-, Bike- und Carsharing sowie Mietfahrzeuge und weitere Angebote.
Die Idee und das Konzept für das Projekt UMPARKEN Schwabing erarbeitete der Digital Hub Mobility gemeinsam mit den Partnern. Der Digital Hub Mobility ist Teil der deutschlandweiten Digital Hub Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Er ist beim Innovations- und Gründerzentrum UnternehmerTUM angesiedelt. Von der Seite der Stadt nahmen das Referat für Arbeit und Wirtschaft, das Kreisverwaltungsreferat und das IT-Referat teil.
Im Rahmen des Innovationsformats citizen mobility wurde die UMPARKEN Schwabing Initiative in einem viermonatigen Prozess im Frühjahr und Sommer 2020 entwickelt. Teil des Projektteams waren das Team der Digital Hub Mobility, die Unternehmenspartner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeshauptstadt München. Wissenschaftlich begleitet wurde der Prozess von der Universität der Bundeswehr München. Im Laufe des Prozesses wurden die lokalen Start-Ups Moovster GmbH, Veomo Mobility GmbH und die eVehicle for you GmbH sowie die Initiative VeloHub eingebunden. Im ersten Schritt wurde ein passendes Testviertel ausgewählt. Hierfür eignete sich Schwabing durch die hohe Einwohnerdichte und den geringen Parkraum besonders. Durch Recherche und durch Workshops kam die Idee auf, den durch das Projekt gewonnenen Parkraum umzugestalten und attraktiver zu nutzen. Die entwickelten Ideen wurden anschließend am sogenannten UMPARK-Tag vorgestellt und mit der lokalen Bevölkerung diskutiert. Durch den Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtviertels kristallisierte sich eine Testgruppe heraus. Schließlich wurde das Projekt für vier Wochen (Mitte August bis Mitte September) umgesetzt. Dafür wurde den acht teilnehmenden Haushalten eine geeignete Parkmöglichkeit außerhalb von München zur Verfügung gestellt. Der Digital Hub Mobility entwickelte schließlich zusammen mit den Partnern und Start-ups einen umsetzbaren und nutzerzentrierten Entwurf zur Raumgestaltung. Sie nutzten ein prototypisch entwickeltes, modulares System, welches die Themenbereiche Mobilität, Gemeinschaft und Grün umfasste. Sie kombinierten auf den acht frei gewordenen Parkplätzen Abstellplätze für Fahrräder und E-Scooter, eine Sitzgelegenheit sowie Kräutergärten. Die Testgruppe wurde intensiv begleitet und es wurden unter anderem Interviews und Veranstaltungen durchgeführt. Diese dienten dazu, die Erfahrungen aus dem Projekt festzuhalten, um daraus Empfehlungen für die Stadt und weitere Akteure abzuleiten. Dafür wurden die Daten ausgewertet und das Projekt bis November 2020 nachbereitet. Parallel zum Projekt führte die Universität der Bundeswehr eine wissenschaftliche Begleitung durch. Sie diente der Evaluation des Projektes sowie dem Ableiten von Maßnahmeentwicklungen.
Die Teilnehmenden des Projektes tauschten freiwillig ihr Auto gegen ein umfangreiches Mobilitätsbudget ein. Der freigewordene öffentliche Raum wurde gemeinsam mit den Anwohnerinnen und Anwohnern umgestaltet, sodass die Lebensqualität gesteigert wurde. Um auch von den nicht-teilnehmenden Anwohnerinnen und Anwohnern Feedback einzuholen, wurde am Standort der Umsetzung ein Briefkasten aufgestellt und die Möglichkeit für Online-Feedback gegeben.
Der Verzicht auf ein privates Auto führt zu weniger Verkehr und Umweltbelastung im Allgemeinen, weniger Parkraumsuchverkehr im Speziellen sowie weniger benötigten Parkflächen. Damit steht mehr öffentlicher Raum für andere Zwecke und vor allem für verschiedene Nutzergruppen zur Verfügung. Das führt zu einer Steigerung der Lebensqualität in den entsprechenden Vierteln. Um einen Anreiz zu setzen, auf das eigene Auto zu verzichten, muss jedoch gewährleistet werden, dass die Spontanität und Flexibilität, die das private Auto bietet, auch durch intermodale Angebote jederzeit gleichwertig gegeben ist.
Für die alternative Nutzung des öffentlichen Raumes sowie die Sperrung der Straße für den Individualverkehr wurde eine Genehmigung der Stadt benötigt (Verkehrsrechtliche Anordnung).
Ein Genehmigungsprozess für die Umgestaltung der Parkplätze auf der Straße benötigt eine sehr lange Vorlaufzeit. Von Vorteil war hier die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Projektteam von Beginn an, um die Bewilligung des Antrages korrekt und rechtzeitig umzusetzen.

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

München, Bayern

über 500.000 Einwohner

Stadt

Mit dem Projekt wurde der Ersatz des privaten Autos durch eine multimodale Struktur in einer hochverdichteten Innenstadt-Straße getestet. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen, zukünftig ähnliche Projekte in größerem Maßstab umzusetzen. Das Projekt selbst schaffte mehr Freiräume für die Bewohnerinnen und Bewohner und zeigte Möglichkeiten zur Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt auf.

Das Projekt gibt einen Einblick in eine Mobilität der Zukunft, die multimodal vernetzt ist und sich nicht mehr um das private Auto als zentrales Element organisiert. Enge Zusammenarbeit und umfangreiche Kommunikation sind dabei Schlüsselfaktoren für die Akzeptanz derartiger Projekte. Die Projektbeteiligten registrierten, dass deutlich mehr Kommunikation und Begegnung im Projektgebiet stattfand. Weiterhin ermittelten die Projektverantwortlichen, dass ein Drittel der Münchener Autofahrenden ihr Privatfahrzeug hauptsächlich an Wochenenden nutzen. Im Alltag reichen Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel für die Fortbewegung oftmals aus. Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse helfen, Mobilität und Nutzung öffentlicher Räume in der zukünftigen smarten City unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Effekte zu gestalten.

Das Pilotprojekt hat aufgezeigt, dass mit einem angemessenen Angebot an multimodalen Verkehrsoptionen das Privatfahrzeug überflüssig wird. So gaben drei der acht beteiligten Haushalte nach ihrer Teilnahme am Projekt an, dass sie in Zukunft auch auf ihr Auto verzichten würden.

Auch ohne Auto fühlten sich die drei teilnehmenden Haushalte uneingeschränkt mobil. Die anderen fünf teilnehmenden Haushalte entschieden sich gegen die Abgabe ihres Privatzeugs. Insbesondere die fehlende Flexibilität bei Wochenendausflügen dominierte ihre Entscheidung. Zudem spricht bei Familien mit Kindern der komfortable Kindertransport für das Privatfahrzeug. Außerdem wurde festgestellt, dass die Kosten für die Nutzung eines Privatfahrzeugs systematisch unterschätzt werden und dass die teilnehmenden Haushalte das Anwohnerparken als zu günstig empfinden (30 Euro pro Jahr in München), um die Abschaffung ihres Autos in Erwägung zu ziehen.
Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt ist für 2022 geplant, das Konzept in größerem Rahmen umzusetzen. Ebenso kann der veröffentlichte Bericht als Leitfaden dienen, um das Konzept auf andere Städte zu übertragen.

Beteiligte Projektpartner

Weiterführende Informationen