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Daten Tanken - intelligente Ladeinfrastruktur in Dresden Kerstin Kalke

Einleitung

Wettbewerb "Stadt.Land.Digital"

Was war/ist die Ausgangssituation?

Um emissionsfreien Fahrzeugen im Straßenverkehr zum Durchbruch zu verhelfen und die Akzeptanz der Elektromobilität in der Bevölkerung zu stärken, muss das Zusammenspiel von sinkenden Ladezeiten und einem dichten Ladeinfrastrukturnetz gegeben sein. Gegenwärtig sind weder die Fragen einer versorgungssicheren Netzintegration noch wirtschaftlich tragfähiger Geschäftsmodelle oder der Nutzerpräferenzen vollständig gelöst.

Angestoßen durch das Sofortprogramm „Saubere Luft“ der Bundesregierung hat sich das Projekt Daten Tanken in diesem Rahmen das Ziel gesetzt, in der Landeshauptstadt Dresden eine leistungsfähige – und gleichzeitig netzdienliche – Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge aufzubauen sowie deren wirtschaftlich tragfähigen Betrieb durch die Konzeption und Evaluierung datenbasierter Services sicherzustellen. Als Teil des Green City Plans Dresden zur Verbesserung der Luftqualität befasst sich dieses Vorhaben mit den folgenden Herausforderungen: dem Aufbau von öffentlicher und nichtöffentlicher Ladeinfrastruktur, dem intelligenten Lastmanagement und dem wirtschaftlichen Betrieb.

Was war/ist das Projekt/die Strategie?

Im Verbundprojekt Daten Tanken werden im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden an Mobilitätspunkten zunächst Schnellladepunkte und Normalladepunkte zur öffentlichen Nutzung aufgebaut und betrieben. Die Verdichtung der Ladeinfrastruktur greift dabei das Tankstellenprinzip auf, adressiert damit das Problem fehlender personalisierter Lademöglichkeiten als wesentliche Nutzungsbarriere der Elektromobilität im urbanen Raum und vermeidet unnötigen Verkehr durch Umwege bei der Suche nach freien Ladepunkten.
Neben der Einrichtung von Ladestationen im öffentlichen Raum wird in Dresden eine umweltfreundliche Citylogistik mit E-Fahrzeugen (Stichwort „E-Delivery“) etabliert. Dazu werden an innerstädtischen Betriebsstandorten weitere Ladepunkte zum Betrieb von E-Flotten errichtet, die zu einem späteren Zeitpunkt auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden könnte.

Der Aufbau der gesamten Ladeinfrastruktur erfolgt unter Berücksichtigung von Netzverträglichkeit und Er-schließungskosten mittels intelligentem Lade- und Lastmanagement (gesteuertes Laden, Priorisierung) und Batteriespeichern zur Lastpufferung. Dank der Batteriespeicher im Zusammenwirken mit dem zu entwickelnden intelligenten Energiemanagementsystem soll netzdienliches Schnellladen ermöglicht werden. Mit dem intelligenten Energiemanagementsystem lassen sich durch Ladevorgänge erzeugte Lastspitzen vermeiden, so dass die Versorgungszuverlässigkeit auch bei steigender Verbreitung der Elektromobilität gesichert bleibt. Weiterhin werden der Einsatz und die Vermarktung von Batteriespeichern und Fahrzeugflotten als Anbieter von Regelleistungsprodukten am Energiemarkt erprobt.

Um für einen nachhaltigen Betrieb der Ladeinfrastruktur zu sorgen, soll im Rahmen des Projektes ein innovatives, datenbasiertes Geschäftsmodell entwickelt werden. Das Geschäftsmodell dahinter basiert auf dem Tausch von Daten gegen Strom. Daher auch der Projektname ‚Daten Tanken‘. Dieses Tauschprinzip, Daten gegen Dienstleistungen greift Daten Tanken auf, um das wirtschaftliche Potential von Informationen zu erschließen und letztlich den Betrieb der Ladeinfrastruktur zu finanzieren. Während des Ladevorgangs gewährt der Fahrzeughalter optional Zugriff auf die Daten seines Fahrzeugs und kann dafür im Gegenzug vergünstigt laden. Die Daten werden datenschutzkonform gesammelt und können berechtigten Dritten für neue Smart Services bereitgestellt werden. Dank des vergünstigten Stroms sinken die Betriebskosten eines E-Fahrzeuges deutlich, was sowohl privaten als auch kommerziellen Nutzern zusätzliche Kaufanreize verschafft.

Welchem Anwendungssektor ordnen Sie ihren Beitrag zu?

Mobilität, Energie

Welchen Mehrwert bietet das Projekt für die Bevölkerung?

Die Einrichtung der multimodalen Mobilitätspunkte und die Ausstattung mit Ladeinfrastruktur soll die bestehenden Mobilitätsangebote durch Vernetzung und Präsenz im öffentlichen Raum stärken und mit der Elektromobilität verknüpfen. Wesentliches Merkmal ist die Erleichterung des Umstiegs zwischen Auto, Rad und ÖPNV. In Verbindung mit Elektromobilität und emissionsarmen Kfz kann eine stärkere CarSharing-Nutzung die Stadt vom ruhenden Verkehr und gleichzeitig von Emissionen entlasten.

Mit der netzverträglichen Umsetzung konzentrierter Ladeinfrastrukturen an Betriebsstandorten von Fuhrparkbetreibern, wird Unternehmen sowie deren Mitarbeitern der Umstieg auf Elektrofahrzeuge ermöglicht. So werden für wichtige städtische Akteure der City-Logistik und Mobilitätsanbieter die Voraussetzungen zur Elektrifizierung ihrer Fuhrparks geschaffen.

Das Konzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Dresden fokussiert auf drei Nutzungskategorien: Laden an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur, Laden von CarSharing-Flotten und Laden von Citylogistik-Flotten auf Betriebsgelände. Damit leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag für den Durchbruch der Elektromobilität und damit auch zur Verbesserung der Luftqualität in Dresden.

Wie sah/sieht der Projektzeitplan und Finanzierungsbedarf aus?

Das Verbundprojekt Daten Tanken startete im August 2018 und wird bis Ende September 2020 die notwendigen Voraussetzungen schaffen, um den Markthochlauf der Elektromobilität in Dresden zu unterstützen und damit zur nachhaltigen Reduzierung der Schadstoffemissionen in Dresden beitragen. Als Konsortialführerin stellt die Landeshauptstadt Dresden sicher, dass Synergien zwischen den einzelnen Maßnahmen des Green City Plans Dresden und weiteren laufenden Smart City Projekten genutzt werden können. Den Betrieb der aufgebauten Ladeinfrastruktur übernimmt die DREWAG NETZ als lokaler Netzbetreiber, wobei durch den Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgung der Technischen Universität Dresden Algorithmen zur Gewährleistung der Versorgungszuverlässigkeit des Elektrizitätsnetzes erarbeitet werden. Durch die Beteiligung mehrerer Fahrzeugflottenbetreiber (u.a. teilAuto und CleverShuttle) ist dabei bereits im Projektverlauf die hinreichend starke Auslastung der Ladeinfrastruktur gesichert. Zu ihrem wirtschaftlichen Betrieb werden die gemeinsam von Mobilitätswerk und Cleopa entwickelten digitalen Mobilitätsdienste maßgeblich beitragen. Hierfür wird auf den Vorarbeiten des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI zur Erschließung der benötigten Fahrzeugdaten sowie zur technischen Konzeption der Mobilitätsdienste aufgebaut. Die Serviceplattform, auf der zum einen die Mobilitätsdienste angeboten und zum anderen die für sie erforderlichen Daten eingespielt, analysiert und aufgewertet werden, wird in enger Zusammenarbeit von Software AG und Fraunhofer IVI entwickelt. Das Projekt wird im Rahmen des Sofortprogramms „Saubere Luft“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und mit ca. 1,5 Mio. Euro an Eigenmitteln der beteiligten Partner aus der Wirtschaft finanziert.

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