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Digitales Gesundheitsdorf Oberes Rodachtal Bettina Williger

Einleitung

Wettbewerb "Stadt.Land.Digital"

Was war/ist die Ausgangssituation?

In ländlichen Regionen in Deutschland, wie dem Oberen Rodachtal (8.022 Einwohner; Landkreis Kronach), führen schon heute mehrere Faktoren zu einer angespannten Situation in der ärztlichen und pflegerischen Versorgung: Einer wachsenden Zahl an betreuungs- und pflegebedürftigen älteren Menschen steht eine kleiner werdende Anzahl von jüngeren Menschen gegenüber. Im Oberen Rodachtal sind heute 25% der Bürger über 65 Jahre, dieser Anteil wird sich bis zum Jahr 2028 voraussichtlich auf 33% erhöhen. Für die restliche Bevölkerung wird hingegen ein Rückgang von etwa 17% erwartet. Die medizinische Versorgung im Oberen Rodachtal liegt derzeit in den Händen von sechs Hausärzten, deren Altersdurchschnitt über 60 Jahre liegt. Die Erfahrungen aus den aktuellen Bemühungen der Hausärzte, einen Nachfolger zu finden, lassen erwarten, dass es nicht leicht werden wird, die ärztliche Versorgung in dieser Form aufrecht zu erhalten. Der Fachkräftemangel, die hohe Arbeitsbelastung und der hohe Dokumentationsaufwand erschweren es darüber hinaus den Leistungserbringern in der Pflege, die vorliegenden Bedarfe zu bedienen. Aktuell haben ein Drittel der älteren Bürger im Oberen Rodachtal Pflegebedarf. Dieser wird je zur Hälfte von ambulanten und stationären Pflegediensten und von pflegenden Angehörigen geleistet.

Was war/ist das Projekt/die Strategie?

Ziel des Projekts ist die ganzheitliche Vernetzung von Bürgern und Patienten mit Leistungserbringern der Gesundheits- und Pflegeversorgung im Oberen Rodachtal.

Auf der Grundlage einer digitalen Plattform sollen effizientere Abstimmungen zwischen ambulanter Pflege, Hausärzten und häuslichem Umfeld ermöglicht und damit die Prozesse der Gesundheits- und Pflegeversorgung in der Region verbessert werden. Über die digitale Plattform sollen Gesundheits- und Pflegedaten von Hausärzten und ambulanten Pflegediensten ausgetauscht werden. Darüber hinaus werden Daten aus der häuslichen Umgebung und damit aus dem Alltag der Bürger und Patienten in die Plattform integriert: im Rahmen des Projekts wird einerseits der Einsatz neuartiger, textilbasierter Vitaldatenmonitoring-Systeme wie auch die Anbindung kommerziell verfügbarer AAL-Systeme erprobt.

Ergänzend zu den digitalen Lösungsansätzen wird im Rahmen des Projekts eine lokale Anlaufstelle eingerichtet. Diese informiert und berät die Bürger und Patienten des Oberen Rodachtals zu den Möglichkeiten des technikunterstützten Wohnens und koordiniert darüber hinaus einen ehrenamtlichen Begleitdienst, der ehrenamtliche Angebote, wie die Unterstützung bei Arztbesuchen und Einkäufen, vermittelt.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit den regionalen Hausärzten und dem ambulanten Pflegedienst sowie mit Unterstützung der Bürgermeister der drei Gemeinden Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels durchgeführt.

Welchem Anwendungssektor ordnen Sie ihren Beitrag zu?

Das Projekt lässt sich primär den Anwendungssektoren Gesundheit und Pflege zuordnen, es adressiert aber auch die Seniorenarbeit mit Fokus auf selbstbestimmtem Leben und Wohnen im Alter.

Welchen Mehrwert bietet das Projekt für die Bevölkerung?

Das Projekt dient dazu, älteren oder pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben und Wohnen zu ermöglichen. Langfristig soll die ärztliche und pflegerische Versorgung auf dem Land insbesondere für ältere und wenig mobile Bürger im Oberen Rodachtal sichergestellt sowie die regionalen Leistungserbringer entlastet werden.

Wie sah/sieht der Projektzeitplan und Finanzierungsbedarf aus?

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren (09/2018 bis 08/2021) und wird im Zuge des Digitalen Dorf Bayern Initiative vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert.

ambulante pflege, vernetzung, hausarzt, ambient assisted living