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Hackathon Urban Data – Mind the Gap Jens Prinzhorn

Einleitung

Wettbewerb "Stadt.Land.Digital"

Was war/ist die Ausgangssituation?

Berlin ist eine wachsende Stadt. Die Bundeshauptstadt wird 2045 gut vier Millionen Einwohner haben, wie die Prognos AG in ihrem neuen Deutschland-Report 2025 | 2035 | 2045 vorhersagt. Neue, innovative Konzepte für die Gestaltung und Entwicklung der Stadt und ihrer sozialen Stabilität müssen gefunden werden. Die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH leistet als landeseigenes Unternehmen Berlins einen substanziellen Beitrag dazu; Wohnungsbau wird als Engagement für die Stadtteilarbeit und die Förderung der Wohnqualität sowie des nachbarschaftlichen Miteinanders verstanden. Digitalisierung, ob im Wohn- oder Quartierbereichs, kommt eine Schlüsselrolle zur Erfüllung dieser Ziele zu. Denn wir wollen unsere Bezirke und Quartiere vernetzen, um unser Umfeld lebenswert zu halten bzw. neu zu gestalten. Folgerichtig stellen wir Nutzerorientierung sowie die Replizierbarkeit der Lösungen in den Mittelpunkt unserer Überlegungen:

  • Wie werden Big Data-Analysen unseren gesellschaftlichen Auftrag für Mieter und Mietarbeiter unterstützen können?
  • Wie kann das Schlagwort Smart Cities durch Auswertungen von Daten mit konkreten Maßnahmen befüllt werden, um neue Erkenntnisse zu Stadt- bzw. zur Quartiersentwicklung zu gewinnen?
  • Wie kann die Unsicherheit im Umgang mit Datenauswertungen in öffentlichen Unternehmen rechts- und wesenskonform erfolgen?
  • Wie können bestehende Unternehmensprozesse für die Gestaltung von Städten und Quartieren innovativ gedacht und begleitet werden, um als kommunaler Arbeitgeber in einem kompetitiven Umfeld ein attraktives Angebot an Fachkräfte zu richten?

Die STADT UND LAND wählte zur Annäherung an diese Fragen einen generischen Weg und nutzte dafür das Konzept eines Hackathon für dessen Erfolg sie drei Bedingungen definierte: (1) die Schwungmasse durch eine diverse und breite Datenbasis, (2) die wissenschaftliche Begleitung und (3) die Qualität der Teilnehmer im Hinblick auf die Umsetzung der Lösungen mit unseren aktuellen und zukünftigen Mitarbeitern. Zusammen mit den beiden ebenfalls kommunalen Wohnungsbaugesellschaften GESOBAU und HOWOGE sowie den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) fand sie am Einstein Center Digital Future (ECDF) die optimalen Bedingungen, diesen Herausforderungen zu begegnen. Zusammen besitzen die drei kommunalen Wohnbauunternehmen rund 150.000 Wohnungen mit knapp 300.000 Einwohnern. Die BVG bietet als größter Anbieter im Berliner Nahverkehr einen umfassenden Mobilitätsdatensatz und das ECDF mit den drei Stiftungsprofessuren zu Urban Resilience and Digitalization, Digital Communication focusing on Digital Self-Detemination und Analytics with a Focus on Big Data die notwendige Expertise und den Zugriff auf vielsprechende Wissensträger, um einen Hackathon zum Erfolg zu führen.

Was war/ist das Projekt/die Strategie?

Die grundlegende Frage für den Hackathon ist, wie die Entwicklung des sozialen Raums in Berlin durch die Auswertung von Daten strategisch vollkommener betrachtet bzw. gestützt werden kann. Ein Hackathon bietet durch seine Interdisziplinarität einen Rahmen, um sich außerhalb der klassischen Strukturen datengestützten Prototypen quasi spielerisch zu nähern und so über den Unternehmenshorizont hinauszublicken. Ebenso kann durch den Hackathon in einem konkreten Projekt eine langfristige Anbindung an die Wissenschaft geschaffen werden, von der beide Seiten profitieren. Denn Digitalisierung ist nicht einfach eine betriebswirtschaftliche Mode, um Kosten zu reduzieren. Vielmehr ist es eine gesellschaftsverändernde, menschengemachte Bewegung, in der unsere Mitarbeiter Akteure und Getriebene zugleich sind. Eine wissenschaftliche Betrachtung erlaubt die Differenzierung der Entwicklungssprünge, die Einbindung in die Unternehmens- und Personalentwicklungsstrategie und somit eine qualitative Bewertung nebst der betriebswirtschaftlich getriebenen. Neue Fragestellungen für unsere Geschäftsmodelle und unseren sozialen Auftrag werden so falsifizierbar, und unsere Mitarbeiter erleben End-to-end-Prozesse, mieterzentriertes Denken und datengesteuertes Handeln live. Wir erwarten durch die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft eine Erweiterung unseres Verständnisses von Digitaler Transformation im Wohnungsbau in Berlin für Berlin.

Wir führen mit dem Hackathon Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaften und der BVG mit Wissenschaftler/innen und Studierenden aus verschiedenen Fachrichtungen interdisziplinär zusammen. Der Hackathon dauert über drei Tage also bis zu 72 Stunden, da sich diese Dauer als besonders produktiv erwiesen hat. Die Zahl der Teilnehmenden wird zwischen 60 und 70 Personen liegen und sich aus Mitarbeitern und den Disziplinen BigData Analytics, Data Science und Visualisation, Distributed Security Infrastructure, Jura, Ökonomie, Soziologie, Stadtplanung und ggf. Architektur oder Ingenieurswesen speisen. In kleinen Gruppen von max. fünf Personen entwickeln die Wissenschaftler und Mitarbeiter Prototypen und Konzepte auf Basis der Daten. Eine Korrelation mit legal verfügbaren Fremddaten z. B. von Statistikämtern und Katasterämtern ist natürlich gewünscht. Diese Daten werden allerdings aus Datenschutzgründen keine Livedaten sein, entsprechen aber in ihrer Struktur und Qualität dem derzeitigen Datenbestand. Beispiele für die verwendeten Daten könnten die Altersstruktur, die Zustände des Bestands, Mietdauer oder die Nutzung der Flächen sein.

Die Prototypen werden durch eine aus Akademikern und Mitarbeitern gleichermaßen besetzte Jury prämiert. Für eine differenzierte Betrachtung sind die Kategorien wie folgt ausdifferenziert

  • Intelligente Gebäude und altersgerechte Lösungen (z. B. Indoor-Navigation und Evakuierung)
  • Planerische Entwicklung des städtischen Raums (z. B. Analyse und Visualisierung von 3D-Stadtmodellen)
  • Resilienz kritischer Infrastrukturen (z. B. neue und alte Infrastrukturanfälligkeit)
  • Nachbarschaftssicherheit und Quartiersmanagement (z. B. Freiraumbelebung und Sicherheit)

In Summe ist das Ziel des Hackathon a) die Generierung eines Datenkonzepts für die rechtskonforme Nutzung von anonymisierten Daten der Wohnungsbaugesellschaften in Korrelation mit Fremddaten und b) die Modellierung von Prototypen und Konzepten für neue Modelle zur Nutzung von Wohnobjekten und der Gestaltung des sozialen Lebensraums. Die breite kooperative Ausrichtung des Hackathon verstehen wir zudem als den zielkonformen Ansatz, damit nicht jeder seine eigene „digitale Suppe kocht“, sondern Big Data in der einzigen nachvollziehbaren und logischen Nutzungsform sinnvoll erlebbar wird – gemeinsam!

Welchem Anwendungssektor ordnen Sie ihren Beitrag zu?

  • Daten-Analyse
  • Datenschutz
  • Big Data
  • Smart Cities
  • Mobilität
  • Stadtentwicklung
  • Großsiedlungen
  • Verwaltung

Welchen Mehrwert bietet das Projekt für die Bevölkerung?

In Berlin herrscht Knappheit an bezahlbarem Wohnraum bei parallel steigender Alterung der Bewohner und konstantem Zuzug von Neu-Berlinern. Eine soziale Ausdifferenzierung zwischen den Bezirken ist nicht das gewünschte Stadtbild und Schlafstädte am Rande unserer Großstadt sind es ebenso wenig. Berlins Individualität im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten speist sich aus seiner Vielfalt quer durch das gesamte Stadtbild. Der Hackathon wird durch Datenanalysen hier neue Erkenntnisse für die Sicherung dieses Charakters eröffnen. Über digitale Lösungen und Datenauswertung kann ein datenbasiertes Quartiersmanagement geschaffen werden, welches den Mieter in seiner Quartiersstruktur und den Wohnungsbaugesellschaften kooperative Gestaltungsmöglichkeiten für eine lebenswerte Stadt bietet. Ein besonderes Augenmerk richtet der Hackathon auf die Großsiedlungen in Berlin. Durch die Erkenntnisse und Prototypen des Hackathon erhoffen wir uns Konzepte, die beide Herausforderungen lösen (sowohl die Wohnungsknappheit als auch die Veränderung der Demografie in Großsiedlungen). Nur so können die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften ihrem sozialen Auftrag nachkommen und Potentiale heben, um durch ein aktives Quartiersmanagement den Zusammenhalt in der Stadt zu fördern. Dies bedeutet nicht, dass die Ergebnisse Berlin-spezifisch zu verstehen sind. Sie sollen skalierbar sein und auch auf andere Großstädte, ggf. Großsiedlungen in anderen Städten (ggf. auch strukturschwache Regionen) übertragbar sein.

Wie sah/sieht der Projektzeitplan und Finanzierungsbedarf aus?

Der Hackathon findet vom 16. bis 19. Januar 2019 in Berlin am ECDF statt. Seit September 2018 befinden sich die Partner in der Vorbereitung. Die Finanzierung findet durch die Projektpartner statt. Die Bewerbungen der Teilnehmer werden aktuell gesichtet. Parallel wird die interessierte Öffentlichkeit über das Vorhaben informiert und werden (Rück-)Fragen beantwortet.

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