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myQommute – eine App als nachhaltiges Mobilitätskonzept: Wie digitale soziale Netzwerke ökologische und arbeitszeitbezogene Aspekte verbinden Andreas Helferich

Einleitung

Wettbewerb "Stadt.Land.Digital"

Was war/ist die Ausgangssituation?

Kommunen und Organisationen in Ballungsräumen kämpfen mit zunehmend hohem Verkehrsaufkommen, vor allem zu den Stoßzeiten – Staus, Parkplatzprobleme und Umweltbelastung sind die Folge. Die Mobilitäts-App myQommute unterstützt dabei, soziale Verantwortung zu übernehmen und den Umweltschutz nachhaltig in der Kultur zu verankern: Eine Organisation stellt ihren Mitarbeitern als geschlossene Usergruppe die App als digitales soziales Netzwerk zur Verfügung. Den Usern (Mitarbeitern) zeigt myQommute mögliche multimodale Pendelwege mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln an und potentielle Fahrgemeinschaften (andere Mitarbeiter, mit welchen ein geteilter Pendelweg möglich wäre) sowie multimodale, kumulierte Streckenpreise und eine Reservierungsfunktion für die Sharingangebote. Für jede Pendelstrecke werden Bonuspunkte („Zeitmeilen“) für ressourcenschonendes Verkehrsverhalten angegeben. Der User entscheidet sich für eine Strecke, kann reservieren und bezahlen und sieht die gesammelten Zeitmeilen anschließend in seinem Zeitmeilenkonto. Über eine Kommunikationskomponente können Informationen (zum Beispiel Staus, Alternativrouten, Glasscherben, etc.) unter den Usern ausgetauscht werden. Außerdem haben diese die zusätzliche Möglichkeit, über die App Fahrgemeinschaften zu bilden und können somit dazu beitragen, das Verkehrsaufkommen zu verringern. Über das Incentivierungssystem (Zeitmeilen) wird stauvermeidendes Verhalten der User (zum Beispiel Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften, Ride Sharing) belohnt. Die Förderung von Kommunikation und Abstimmung zwischen den Usern ermöglicht eine Stärkung des sozialen Raums. Durch die Incentivierung kann zum einen das Mobilitätsverhalten der Nutzer hin zu ressourcenschonendem Pendeln beeinflusst werden, was den Kommunen zugutekommt. Zum anderen kann durch sinnvolle Vorschläge von myQommute die Verkehrslage entzerrt werden, indem durch flexiblere Arbeitszeitmodelle die Stoßzeiten abgefangen werden (Fahrten vor/nach der Rushhour), so dass die Arbeitnehmer weniger gestresst zum Arbeitsplatz kommen, wodurch auch die Arbeitgeber profitieren. Zudem motiviert die Incentivierung die User, myQommute zu nutzen, da sie gesammelte Zeitmeilen in Prämien eintauschen können und sich spielerisch mit anderen Usern oder ganzen Abteilungen messen können (Gamification). myQommute macht es somit möglich, unter der Berücksichtigung der individuellen User-Bedürfnisse das User-Schwarmverhalten zu beeinflussen hin zu ressourcenschonendem Verhalten.

Was war/ist das Projekt/die Strategie?

Die Mobilitätsapp myQommute vereinfacht den täglichen Pendelweg, indem sie nahtlose Verbindungen von der Haustür bis zur Arbeit vorschlägt – multimodal und ressourcenschonend.
Die Arbeitnehmer einer Organisation können als geschlossene Usergruppe durch eine Kommunikationskomponente miteinander kommunizieren und in Verbindung treten, um ihren täglichen Weg zur Arbeit zu teilen (Carpooling, Bikesharing, etc.) und zu erleichtern (gegenseitiger Austausch von Informationen zur Pendelstrecke).

Begeisterung für die Nutzung der App myQommute schafft die Incentivierungskomponente, durch welche die Pendler für ressourcenschonendes Verhalten (z.B. gemeinsames Pendeln, Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel/Fahrrad/Laufen) Zeitmeilen sammeln und diese anschließend gegen Incentives eintauschen können, sowie der Gamificationansatz, bei welchem sich die User spielerisch vergleichen können: Wer hat die meisten Zeitmeilen gesammelt und erhält zusätzliche Incentives/ist „Zeitmeiler des Monats“?

Die Arbeitgeber können anstatt in Infrastruktur-Projekte wie den Bau von Parkflächen oder gar Parkhäuser einen Teil der freien Mittel für attraktive Incentivierung nutzen. Somit erhöht der Arbeitgeber die Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und steigt in der Attraktivität als Arbeitgeber.

Welchem Anwendungssektor ordnen Sie ihren Beitrag zu?

myQommute ist eindeutig dem Mobilitätssektor zuzuordnen, als Anwender kommen Unternehmen und Arbeitnehmer sämtlicher Branchen infrage. Insbesondere für den Aspekt der Vermittlung von Fahrgemeinschaften ist allerdings eine gewisse Größe der Organisation vonnöten, um genügend Fahrer und Mitfahrer vermitteln zu können. Anstelle einer einzigen Organisation kann auch eine Reihe an benachbarten Organisationen gemeinsam teilnehmen, beispielsweise innerhalb eines Industriegebiets oder Technologieparks.

Welchen Mehrwert bietet das Projekt für die Bevölkerung?

Die Bereitstellung der individuellen und strategieoptimierten Routenvorschläge für die geschlossene Usergruppe einer Organisation basiert auf der Integration einer Vielzahl von Datenquellen: Verkehrsstrategien, Baustellen-/Ereignisdaten, Meteorologie-/Umweltdaten, Daten unterschiedlicher Mobilitätsdienstleister und Verkehrsbetriebe, notwendige Daten für die Incentivierungskomponente etc. Die angestrebte Lösung in Form der Mobilitätsapp myQommute wäre ohne die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht denkbar und nutzt die Cloud als Datenengine.

Vor Antritt der Fahrt (pre-trip plannning) wird eine Empfehlung gegeben, die aufbauend auf den oben genannten Datenquellen eine bestmögliche Reiseroute mit alternativen Verkehrsträgern (und basierend auf den persönlichen Einstellungen in der App) beinhaltet. Maßnahmen wie Feinstaubalarm, Fahrverbote und Einschränkungen in der Mobilität gilt es wo immer möglich zu vermeiden, daher sind intelligente Lösungen zu bevorzugen, die Einfluss auf das Nutzungsverhalten nehmen. „Belohnen statt bestrafen“ ist der Gedanke hinter myQommute.

Laut Spiegelonline* standen deutsche Autofahrer im Jahr 2017 im Schnitt fast zwei volle Tage pro Jahr im Stau, vor allem in Ballungszentren ist die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide sehr hoch und es herrscht regelmäßig Verkehrschaos zu den Stoßzeiten. Die Befolgung der Routenvorschläge von myQommute entzerrt die Verkehrslage und motiviert zu ressourcenschonendem Verkehrsverhalten. Somit unterstützt myQommute den Fortschritt der Social Mobility.

* www.spiegel.de/auto/aktuell/muenchen-ist-deutschlands-stauhauptstadt-a-1191166.html

Wie sah/sieht der Projektzeitplan und Finanzierungsbedarf aus?

myQommute wird im Rahmen des Forschungsprojekts SB:Digital (April 2017 – März 2020) entwickelt. Das Verbundforschungsprojekt verfolgt das Ziel, digitale soziale Netzwerke als Mittel zur Gestaltung attraktiver Arbeit zu untersuchen. Lange im privaten Kontext genutzt, gewinnen diese auch im Unternehmenskontext an Bedeutung. Seit Projektbeginn entwickelt highQ als Praxispartner die Mobilitätsapp myQommute (Pilotanwendung im Themenfeld “Ökologie und Arbeitszeit“). Wir planen die Gewinnung von ersten Referenzkunden bis Q2/2019, so dass wir mit ersten Pilotkunden in 2019 in einen Friendly-User-Betrieb einsteigen können.

Der Mittelbedarf für eine Einführung bei einem Unternehmen wird bei ca. 180-300TEuro liegen, abhängig von der kundenspezifischen Anforderung. Für Unternehmen ist die Lösung jedoch eine sehr lohnende Investition. Geld was ansonsten in Infrastruktur (unter anderen Parkhäuser, Zufahrtswege) und deren Unterhaltung gesteckt werden muss, kann zielgerichtet in die Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Nutzung der App und damit zu einem zufriedenen Pendeln verwendet werden. Statt in „Greenwashing“ Maßnahmen zu investieren, lässt sich durch Verwendung der Lösung von highQ der tatsächliche Effekt messen und bewerten.

pilotrealisierung, nachhaltige entwicklung, digital, sustainability, vernetzte mobilität, incentivierung