Paketkastenanlage zum Thema Smart Living

© Erwin Renz Metallwarenfabrik GmbH & Co KG

Pakete zustellen, wenn niemand zu Hause ist

Rund 10 Millionen Sendungen liefern Paketdienstleiter jeden Tag deutschlandweit aus. Sie versuchen es zumindest. Denn tagsüber sind viele private Empfänger nicht zu Hause. In diesem Fall gibt der Lieferant das Paket bestenfalls bei einem Nachbarn ab. Oder es wird wieder mitgenommen und muss in einer Paketstelle zu gewissen Öffnungszeiten selbst abgeholt werden. Das bedeutet extra Aufwand für den Zusteller wie auch den Empfänger.

Hier setzt die myRENZbox an – eine Paketkastenanlage, die es ermöglicht, Pakete zu empfangen und zu versenden, auch wenn man nicht zu Hause ist. „Unser Ziel war es, eine elektronische Anlage zu entwickeln, die für die Hausbewohner denkbar einfach funktioniert und von allen Zustellern genutzt werden kann“, erklärt Geschäftsführer Armin Renz, der das schwäbische Familienunternehmen seit 2004 in dritter Generation leitet. In der Praxis bedeutet das: Fast alle großen Paketdienstleister können die Anlage mit einem mobilen Computer bedienen und die Pakete in Schließfächern hinterlegen. Die Empfänger werden umgehend elektronisch informiert und können das Paket jederzeit abholen, indem sie das entsprechende Schließfach per Smartphone-App öffnen. Bei Retouren funktioniert das Ganze umgekehrt. Auch Dienstleister wie Apotheken oder Wäschereien können die smarte Paketkastenanlage für ihre Zustellungen nutzen: Der Empfänger erzeugt im RENZ-Onlineportal einen PIN, übermittelt ihn an den Zusteller, der damit seine Lieferung in einem der Schließfächer hinterlegen kann. Und Unternehmen nutzen sie, um zum Beispiel den Wareneingang auf die Mitarbeiter zu verteilen oder als sichere Übergabestation für IT-Hardware. „Uns war früh klar, dass sich der klassische Briefkasten wandeln muss, dass er digitalisiert werden und aufgrund des wachsenden Onlineversandhandels in der Lage sein muss, auch Pakete aufzunehmen“, fasst Renz die Entwicklungsgeschichte der myRENZbox zusammen. „Denn alles, was man digitalisieren kann, wird auch digitalisiert werden. Und wir wollten in unserem Bereich von Anfang an mit dabei sein.“

Die Expertise, die für den Schritt vom analogen Briefkasten zur digitalen Paketkastenanlage nötig war, hat sich Renz intern besorgt. „Wir haben Mitarbeiter aus unserer IT-Abteilung abgezogen, die noch nie ein Produkt entwickelt hatten, und ihnen die Aufgabe beschrieben. Und dann haben die losgelegt.“ Das Ergebnis: Nach erfolgreichen Pilotprojekten in Paris und Stuttgart ist die myRENZbox seit 2015 auf dem Markt und wurde bereits mit dem Digital Leader Award sowie dem Sonderpreis für innovative Leistungen der SmartHome Initiative Deutschland ausgezeichnet, die beide unter der Schirmherrschaft des BMWK stehen.

Smart-Home-Geräte von verschiedenen Herstellern kombinieren

Smart-Home-Gerät

© wibutler

Wer sein Zuhause in ein Smart Home verwandeln möchte, steht schnell vor einem Problem: Produkte unterschiedlicher Hersteller sind meistens nicht kompatibel. Schaltelemente für Lampen, Stellantriebe für Heizungen, Sensoren für Helligkeit oder Raumtemperatur, Zwischenstecker und Steuereinheiten funktionieren oft nur dann reibungslos, wenn alle vom gleichen Hersteller sind.

Das Start-up wibutler (ehemals iExergy) wollte sich damit nicht zufriedengeben. Die Westfalen entwickelten deshalb eine herstelleroffene Steuereinheit, die mit über 150 Smart-Home-Geräten unterschiedlicher Hersteller kompatibel ist: den wibutler. Obwohl er nur so groß ist wie eine Butterbrotdose, beherrscht der kleine Server fünf verschiedene Kommunikationsprotokolle und kann mit hunderten Smart-Home-Produkten von mittlerweile 25 Herstellern kabellos kommunizieren. „Kein Hersteller bietet Produkte für die gesamte Gebäudesteuerung in einem Smart Home an“, erklärt Geschäftsführer Michael Jüdiges die Idee, die hinter dem wibutler steckt. „Deshalb wollten wir eine Lösung entwickeln, die es für den Endkunden so einfach wie möglich macht.“

Das war leichter gesagt als getan: Schließlich mussten die Hersteller erst einmal davon überzeugt werden, mit wibutler zusammenzuarbeiten – einem bis dato völlig unbekannten Unternehmen. Doch die Idee der Westfalen war so überzeugend, dass bereits zur Markteinführung des wibutlers im August 2015 rund ein Dutzend Hersteller mit im Boot waren. Mittlerweile sind es 25. „Wir machen den Herstellern ja keine Konkurrenz, sondern bieten unseren wibutler als neutrale Steuereinheit zusätzlich an“, ergänzt Jüdiges. „Außerdem profitieren die Hersteller von unseren Zusatzleistungen. Wir übernehmen zum Beispiel die Wartung und Pflege der Kommunikationsschnittstellen und unterstützen die Hersteller beim Vertrieb ihrer Produkte.“

Der Endkunde kann damit sein gesamtes Smart Home mit einer einzigen App steuern und über ein eigenes Netzwerk auch offline betreiben, sodass keine persönlichen Daten nach außen gelangen können. Bei Smart-Home-Systemen, die von einem Hersteller angeboten werden, ist dagegen oft eine Online-Registrierung notwendig, durch die der Hersteller an Kundendaten wie Name und Adresse kommt und später auch an die Verbrauchsdaten. Das alles ist im Offlinebetrieb des wibutlers nicht möglich. Das Produkt wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums mit dem SmartHome Deutschland Award für das beste Produkt.

Zutrittsrechte für Tausende Türen einfach online verwalten

Mann öffnet Tür

© KIWI.KI GmbH

Smarte Schlösser - oder Smart Locks - können viele. Die Idee, dass sich Haus- und Wohnungstüren von selbst öffnen, wenn sich die Bewohner mit einem passenden Sensor nähern, liegt auf der Hand. Das junge Berliner Unternehmen KIWI hat diese Idee aber noch ein gutes Stück weiterentwickelt.

Während sich die meisten Smart-Lock-Anbieter an den privaten Eigenheimbesitzer richten, sprechen die Lösungen von KIWI eine ganz andere Zielgruppe an: Wohnungsunternehmen, die ganze Stadtquartiere managen. „Genau diese Unternehmen haben doch das größte Problem mit dem Schlüsselmanagement“, weiß Mitgründerin und Geschäftsführerin für Operations, Technik und Finanzen Claudia Nagel und erklärt: „Hausverwaltungen und Eigentümer müssen täglich dafür sorgen, dass Hausmeister, Reinigungsfirmen und Handwerker die nötigen Schlüssel haben, um durch bestimmte Türen zu kommen. Aber bei so großen Anlagen kennen die nicht jede Tür. Das können die bei Tausenden Türen auch gar nicht leisten.“ Die Lösung, die die Wirtschaftsingenieurin im Sinn hat, als sie sich 2011 mit dem Sicherheitsexperten Christian Bogatu und dem Juristen Peter Dietrich zusammentut, ist entsprechend groß gedacht: eine digitale Plattform, auf der alle Türen eines Quartiers einzeln angesteuert, zu Gruppen zusammengefasst und per Klick für bestimmte Personen freigeschaltet werden können. Die Wartungsfirma für die Aufzüge erhält zum Beispiel die Zutrittsrechte für alle Türen, die zu den Aufzügen und den Technikräumen führen. Das funktioniert, indem alle Klingelanlagen und alle Türen mit speziellen Sensoren und Türschlössern ausgestattet werden, die mit mehreren Zentraleinheiten – den Gateways – per Funk verbunden sind. Diese Gateways lassen sich über die KIWI-Plattform online bedienen. Per Transponder oder Smartphone mit entsprechender App lassen sich dann die zuvor definierten Türen öffnen.

Die dafür nötige Technik stand 2011 noch gar nicht zur Verfügung – zumindest nicht zu bezahlbaren Preisen. „Wir dachten am Anfang, wir könnten die nötige Technik einfach zusammenkaufen“, erinnert sich Nagel. „Aber im Endeffekt haben wir dann fast alles selbst entwickelt.“ Das hat gut zwei Jahre gedauert. Für das Unternehmen hat sich der Aufwand gelohnt: Zu den Kunden zählen zahlreiche bekannte Wohnungsunternehmen, 57.000 Wohneinheiten sind bereits an die KIWI-Infrastruktur angeschlossen, 2.500 kommen monatlich hinzu. Und in vielen Fällen profitieren auch die Bewohner vom schlüssellosen Zugang, wenn nicht nur gemeinschaftlich genutzte Türen, sondern auch die Wohnungstüren aufgerüstet werden. So kommt man per App in seine Wohnung und muss keine Schlüssel mit sich herumtragen. Die Weiterentwicklung der Technologie hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert.