Sascha Tegtmeyer

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1. Was ist die Urban Data Platform Hamburg? Und wie ist sie in die Hamburger Strategie "Digitale Stadt" eingebunden?

Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der die vorhandenen fachbezogenen digitalen Daten aus z. B. den Bereichen Ver- und Entsorgung, Verwaltung, Gesundheit, Mobilität, Transport und Wirtschaft gemeinsam genutzt werden können. Durch ein einheitliches Datenformat weiß in diesem Szenario jede dieser Anwendungen von der Anderen. Alle rechtlich nutzbaren Daten sind für ein optimales Stadtmanagement einfach zugänglich. Diese Vernetzung ist der Schlüssel für eine lebenswerte, wirtschaftlich attraktive, digitale und intelligente Stadt und wird durch eine urbane Datenplattform erst möglich.

Den Gedanken einer offenen, digitalen Stadt Hamburg haben Senat und Bürgerschaft 2012 mit dem Transparenzgesetz und 2015 mit der Strategie „Digitale Stadt“ aufgegriffen und seitdem konsequent verfolgt. In vielen Themenfeldern der Stadt Hamburg entstehen Projekte, die den damit verbundenen Zielen folgen.

Bisher waren Daten aus den unterschiedlichsten Themenfeldern bereits vorhanden, aber kaum miteinander vernetzt. Das änderte sich durch die Urban Data Platform Hamburg (HH_UDP), die im Jahr 2017 in einer ersten Entwicklungsstufe initialisiert wurde.

Dafür konnte auf die bereits bestehenden Komponenten des, bis dahin gut ausgebauten, Netzwerkes zum Austausch von Geodaten, der „Geodateninfrastruktur Hamburg“, aufgesetzt werden. Die HH_UDP wird seitdem auf dieser Basis vom LGV gemanagt sowie weiterentwickelt. Sie ist die zentrale Datendrehscheibe für jede Art von urbanen Daten in Hamburg.

2. Welchen Mehrwert und welche Anwendungen bietet die Urban Data Platform der Stadt Hamburg, den Unternehmen in der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern?

Über standardisierte und webbasierte Schnittstellen können Datensätze, von z.B. öffentlichen Verwaltungen, städtischen Unternehmen, Hochschulen, privaten Institutionen (Unternehmen, Vereine) sowie Bürgerinnen und Bürgern in die HH_UDP integriert, bereitgestellt und gemeinsam genutzt werden.

Voraussetzung dafür ist, dass die Daten einheitlich und maschinenlesbar sind sowie ausgewertet werden können. Ein Beispiel dafür ist eine Anwendung oder eine App, in der eine Karte dargestellt wird. Dazu werden die Daten in der HH_UDP selektiert, ggf. analysiert und schließlich visualisiert oder sind als Download verfügbar.

Mit einer Urban Data Platform sollen städtische Daten leicht zugänglich sein. Nur so können gezielt Prozesse optimiert und neue urbane Anwendungen entwickelt werden. Damit ist die Plattform der Nährboden für datenbasierte Innovationen und schafft eine wichtige Grundlage für die Entwicklung neuer, datenbasierter Services und Geschäftsmodelle.

Die HH_UDP sollte urbane Daten aus möglichst vielen städtischen Bereichen bereithalten sowie gewährleisten, dass diese leicht zu integrieren sind. Beispiele dafür sind unter anderem Baustellenplanungen, digitale Bürgerbeteiligungen, Apps zur Parkplatzreservierung oder 3D-Stadtmodelle mit historischen oder zukünftig geplanten Stadtansichten.

Bürgerinnen und Bürger sind ebenfalls Konsumentinnen und Konsumenten urbaner Daten. Der Nutzen soll für sie als Datenkonsumentinnen und -konsumenten erlebbar werden, indem ihnen möglichst vielfältige städtische Anwendungen zur Verfügung stehen.

3. Welche Herausforderungen gab und gibt es in der Konzipierung und Umsetzung der Urban Data Platform? Wie können andere Städte und Kommunen von der Hamburger Datenplattform lernen?

Erste Erfahrungen haben schnell gezeigt, dass das Vorhandensein einer Datenplattform alleine noch keinen großen Nutzen bringt. Die Idee und das Datenangebot müssen für alle Zielgruppen transparent gemacht werden! Neben vielen technischen Aufgaben liegt ein sehr großer Arbeitsteil auf Kommunikation, Koordinaten, Fachberatung und Marketing.

Deshalb wurde neben einer technischen Komponente mit dem Urban Data Hub eine neue Organisationseinheit in der Stadt Hamburg geschaffen. Das beim LGV angesiedelte Managementteam arbeitet in Kooperation mit dem City Science Lab der HafenCity Universität Hamburg daran, gezielt Entwicklungsbedarfe zu erforschen und auf dieser Basis innovative Dienste möglich zu machen. Dies umfasst insbesondere die Bereitstellung geeigneter Schnittstellen und Formate, um die Nutzung der HH_UDP etwa durch Unternehmen oder zivilgesellschaftliche Initiativen zu ermöglichen und zu unterstützen.

Ebenso erfolgt die Entwicklung einer Daten-Governance für die Stadt. Hierfür stellt der Urban Data Hub seine fachliche Expertise bereit und hat beispielsweise ein technisches Regelwerk entwickelt, dass eine einheitliche Datenbereitstellung und -nutzung durch Institutionen innerhalb und außerhalb der Freien Hansestadt Hamburg ermöglicht.

Um den Kontakt zu allen Zielgruppen zu intensivieren, wurden neue Arbeitsgruppen, unter anderem mit öffentlichen Unternehmen, gegründet. Auch konnten bestehende Netzwerke, zum Beispiel über den Ausschuss für Digitale Wirtschaft der Handelskammer oder die Zusammenarbeit mit Bürgerinitiativen und der freien Entwicklergemeinschaft, neu verknüpft werden.

Die Erfahrung zeigt, dass eine enge Kooperation der Beteiligten in der Stadt und der Region essenziell ist. Daten-Silos müssen geöffnet werden, auch neue übergreifende Formen der Zusammenarbeit müssen entstehen. Aus technischer Sicht verfolgt man mit der HH_UDP hier den Ansatz des Systems der Systeme.