Jens Mühlner

© Jens Mühlner (privat)

Das Interview mit Jens Mühlner führten Alex Dieke und Julia Wielgosch, Geschäftsstelle Stadt.Land.Digital

Lesen Sie hier ein Interview mit Jens Mühlner, Vorsitzender des Steuerungskreises der Fokusgruppe „Intelligente Vernetzung“ des Digital-Gipfels und Executive Consultant bei T-Systems International. Im Interview erfahren Sie, welche Erkenntnisse Jens Mühlner aus der DIV-Konferenz 2020 gezogen hat und mit welchen Erwartungen er dem Digital-Gipfel 2020 entgegenblickt.

Vom 9. bis 12. November 2020 fand die gemeinsame DIV 2020 und nachhaltig.digital Jahreskonferenz statt. Wie blicken Sie auf die vergangenen Tage zurück?

Die vier Tage waren vollgepackt mit spannenden Themen. Über 1.000 Teilnehmende in 10 Sessions und über 20 Breakouts haben sich zu Fragen rund um Digitalisierung von Städten und Regionen für eine nachhaltige Entwicklung informiert und ausgetauscht. Statt allgemein bekannte Aussagen zu wiederholen, wurde offen diskutiert und Klartext geredet. Die Sessions boten die Gelegenheit, in einzelne Themen tief einzutauchen. In der Eröffnungs- und Abschlussdiskussion wurden die Gesamtzusammenhänge und übergreifende Handlungsbedarfe diskutiert. Alle Sessions wurden aufgezeichnet und stehen über die Konferenz-Webseite zur Verfügung.

Welche inhaltlichen Erkenntnisse nehmen Sie mit?

Der klare Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit hat sich bestätigt. Eine wichtige Erkenntnis war, dass alle Beteiligten mit großem Engagement an diesen Themen arbeiten. Die wichtigste Botschaft ist: Die Zeit der Pilotprojekte ist vorbei – die Anwendungen müssen jetzt in die Fläche gebracht werden! Dabei bleiben Fördermittel wichtig, um Innovationen anzuschieben. Aber für den Regelbetrieb braucht es darüber hinaus Rahmenbedingungen, die auch ein größeres finanzielles Engagement von privaten Investoren und den Kommunen selbst attraktiver machen. Ein wichtiges Handlungsfeld ist es daher, tragfähige Finanzierungs- und Geschäftsmodelle umzusetzen.

Die Konferenz stand unter dem Motto „Intelligent vernetzte Städte und Regionen umsetzen – Nachhaltigkeit erreichen!“. Welche Rolle spielt nachhaltige Entwicklung für die Kommunen?

Auf der Konferenz wurde eine Abbildung zu den größten Herausforderungen für Kommunen gezeigt, die die Bedeutung sehr einfach verdeutlicht. Darauf sieht man drei große Wellen, die auf eine Stadt zurollen. Die erste Welle steht für Covid-19. Die zweite, größere Welle, steht für die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Die dritte und größte Welle ist der Klimawandel. Die gute Nachricht ist, dass Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit führen kann, wenn sie konsequent angegangen wird. Im Sinne des Dreiecks aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit, tragen fast alle Smart-City-Projekte zu mehr Nachhaltigkeit bei, sei es in der Mobilität, im Energiebereich, der Gesundheit, der Bildung oder der Verwaltung.

Die DIV-Konferenz fand in diesem Jahr zum ersten Mal vollständig online statt. Welche Erfahrung haben Sie dabei gemacht?

Der virtuelle Austausch hat sehr gut geklappt! Alle haben mittlerweile Erfahrung mit Online-Konferenzen und den verschiedenen digitalen Werkzeugen gesammelt. Sogar informelle, zwangslose Gespräche waren in der Konferenz und in den Chats möglich.

Welche Erwartungen haben Sie an den Digital-Gipfel 2020?

Der Digital-Gipfel ist die zentrale Plattform, um alle relevanten Akteure aus Bund, Ländern und Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft zum Thema Digitalisierung zusammenzubringen. Und genau das brauchen wir mehr denn je. Trotz, oder gerade wegen, Corona. Die erforderlichen Fortschritte bei Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden wir nur gemeinsam erreichen. Und das dort nicht nur geredet wird, sondern auch konkrete Projekte initiiert werden, zeigt der „Smart City Navigator“ - ein Wegweiser zu nachhaltigen Digitalisierungsprojekten in Städten und Regionen, den die Fokusgruppe „Intelligente Vernetzung“ mit entwickelt hat, und der zum Digital-Gipfel 2020 vorgestellt werden soll.