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Between the Lines – Digitale Hilfeplattform für Jugendliche in Problemsituationen

Between the Lines

© Between the Lines e. V.

Ziel/Nutzen der Lösung

Between the Lines ist ein digitales Hilfsangebot für Jugendliche mit psychischen Problemen. Psychische Probleme sind ein gesamtgesellschaftliches Problem, das negative Auswirkungen auf die Lebensqualität, Leistungsfähigkeit, soziale Teilhabe und Berufs- und Erwerbssituation der Betroffenen hat. Darüber hinaus betrifft es über direkte Behandlungskosten sowie indirekte Kosten wie beispielsweise Produktivitätsverluste auch die gesamte Gesellschaft. Kommunen stellen mit Between the Lines den Jugendlichen eine digitale Hilfeplattform zur Verfügung. Diese stellt die gesamte Hilfelandschaft in der Region und auch Informationen sowie Erfahrungsberichte zielgruppengerecht dar. So trägt es zur Aufklärung über psychische Probleme bei und erleichtert Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten.

Lösungsbeschreibung

Der gemeinnützige Verein Between the Lines e. V. trägt die operative Verantwortung für das Projekt. Sie stellen neben der Produktentwicklung auch das Marketing und die technische Unterstützung für Jugendliche und Hilfsorganisationen bereit. Die Partnerstädte stellen die benötigten finanziellen Mittel für die regionale Implementierung auf jährlicher Basis bereit.
Die Kosten für die lokale Implementierung bestehen zu circa 50 Prozent aus Gemeinkosten, zum Beispiel die Entwicklung von der App, die Nutzerrecherche und die Erstellung der Inhalte für die App. Die anderen 50 Prozent sind Einzelkosten für die Region. Sie beinhalteten die Kommunikation mit und den Support für die Hilfsorganisationen, die Überprüfung der Einträge sowie das Marketing vor Ort. Um die Größe von Kommunen zu berücksichtigen, wurde ein Schlüssel entwickelt, mit dem für jede Stadt individuell die jährlich anfallenden Kosten berechnet werden. Die Kosten für eine Stadt mit 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern betragen jährlich circa 12.000 Euro an, für eine Stadt mit 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern fallen ungefähr 30.000 Euro an und für eine Stadt mit 1.000.000 Einwohnerinnen und Einwohnern belaufen sich die Kosten auf circa 50.000 Euro.
Between the Lines ist für die Jugendlichen als WebApp und Android sowie iOS App verfügbar und informiert sowohl über psychische Probleme und Krankheiten als auch über regionale Hilfsangebote (online, telefonisch oder vor Ort). Nutzende können die angezeigten Informationen und Angebote einfach über zwei Filter steuern. Dazu wählen sie die sie betreffenden Themen und ihre Region/Stadt aus. So werden ihnen direkt übersichtlich themenspezifischen Informationen, Erfahrungen und regional passende Hilfsangebote angezeigt.
Die Hilfsangebote sind übersichtlich und ausführlich dargestellt, sodass die Jugendlichen direkt erkennen können, ob ein Angebot für sie das richtige ist. Außerdem sind Kontaktinformationen hinterlegt und die nächsten Schritte, um das Hilfsangebot anzunehmen, in knappen und leicht verständlichen Stichpunkten dargestellt. In Zukunft wird der intelligente Chatbot Botti in die App integriert. Dieser kann mittels Natural Language Processing, einer Art der Künstlichen Intelligenz, ein Gespräch mit den Jugendlichen führen. Die lokalen Hilfsangebote werden in Abstimmung mit den lokalen Jugendämtern recherchiert und kontaktiert. Anschließend kann sich jede Organisation ein eigenes Profil anlegen. Diese Daten werden dann nochmals überprüft und freigeschaltet. Spätestens nach sechs Monaten wird jede Organisation manuell überprüft. Die gesamte operative Arbeit wird vom Between The Lines e. V. übernommen. Die jeweilige Stadt und das lokale Jugendamt werden für eine bestmögliche Qualität der Hilfsangebote kommunikativ in den Prozess eingebunden.
Seit 2013 beschäftigt sich die Projektgruppe Between the Lines mit der mentalen Gesundheit Jugendlicher. Sie entstammt dem Solinger Jugendstadtrat und hatte 2016 die Idee eine Hilfe-App für Jugendliche einzurichten. Das Pilotprojekt startete 2017 in Solingen.
2016 kam erstmalig die Idee der Hilfe-App/Website auf, die nach Entwicklung in einem erfolgreichen Pilotprojekt 2017 in Solingen getestet wurde. Die Projektgruppe besteht inzwischen aus Expertinnen und Experten für IT-Programmierung, Sozialpädagogik, Therapie und Medizin aus den Bereichen Psychologie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dorothee Bär, Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, ist seit Anfang 2020 Schirmherrin von Between the Lines und die medizinische und psychologische Begleitung des Projektes hat Dr. med. Gerhard Hapfelmeier, Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, übernommen. Between the Lines nahm als bestehende Initiative an dem Hackathon UpdateDeutschland teil. Der Prozess der Implementierung von neuen Städten dauert ab der Unterzeichnung des Zuwendungsvertrages circa drei bis sechs Monate. Zunächst werden auf technischer Ebene die neuen Postleitzahlen hinzugefügt und zur Registrierung von Organisationen freigeschaltet. Anschließend wird eine Liste von allen lokalen Hilfsorganisationen ausgearbeitet und mit dem Jugendamt abgeglichen. Diese werden dann kontaktiert und ihnen die Registrierung bei Between The Lines nahegelegt. Sobald genügend Organisationen auf der Plattform registriert sind, werden in Informationsveranstaltungen alle Beteiligten der lokalen Jugendhilfe über das Angebot informiert und es wird sowohl online als auch physisch (Plakate in Schulen, Sportvereinen, Arztpraxen etc.) auf die App aufmerksam gemacht.
Between the Lines hat das Ziel, Jugendlichen in Problemsituationen mittels Webseite und App kostenfrei, niedrigschwellig, unkompliziert und schnell Hilfe anzubieten. Die digitale Jugendhilfe unterstützt sie bei der Problembewältigung und führt sie zu lokalen Hilfsangeboten der Kommunen. Dadurch schließt Between the Lines die Vermittlungslücke zwischen Hilfesuchenden und Hilfegebenden.
Jugendliche in Problemsituationen sind oft nicht ausreichend über die Hilfsinfrastruktur in ihrer Region informiert. Sie wissen also nicht wo es Beratungsstellen oder Unterstützungsangebote gibt. Gleichzeitig können sie häufig nicht auf adäquate Unterstützungs- und Bewältigungsstrategien in ihrem sozialen Umfeld zurückgreifen, etwa weil Scham, die Angst vor Stigmatisierung oder ein unvollständiges Verständnis ihres Problems ihnen diese Zugänge versperren. Das Risiko steigt enorm an, dass Jugendliche den Kontakt zu sich selbst und zur Außenwelt verlieren und darüber in schwere psychische Störungen geraten, aus denen sie alleine kaum wieder herausfinden. Between the Lines bietet ihnen einen niedrigschwelligen Zugang und Informationen über lokale Unterstützungsangebote.
Besonders im Bereich der mentalen Gesundheit ist Datenschutz und Datensicherheit wichtig, um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich über Themen zu informieren, ohne ein digitales Profil zu hinterlegen. Die Daten liegen verschlüsselt auf dem Server. Es werden keine personenbezogenen Daten von den Nutzenden der Plattform erhoben. Organisationen hinterlassen ihre Informationen selbständig, können diese jederzeit ändern und löschen.
Es werden grundsätzliche, nicht personenbezogene Nutzungsdaten erhoben, um statistisch nachweisen zu können, wie oft Jugendliche innerhalb der App mit welchen Formaten interagieren. Außerdem werden vereinzelt Daten mit Drittanbietern geteilt, wenn dies unbedingt notwendig ist. Zum Beispiel bei der Einbindung von Google Maps Widgets für das Anzeigen der Adresse von Organisationen. Between the Lines orientiert sich auch bei diesen nicht-personenbezogenen Daten an den Grundsätzen der Datenschutzgrundverordnung und gibt den Nutzenden die höchstmögliche Transparenz, wie mit Daten umgegangen wird.

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

Solingen, Nordrhein-Westfalen

100.000 bis 500.000 Einwohner

Stadt

Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen

über 500.000 Einwohner

Stadt

Braunschweig, Niedersachsen

100.000 bis 500.000 Einwohner

Stadt

Wuppertal, Nordrhein-Westfalen

100.000 bis 500.000 Einwohner

Stadt

Neuss, Nordrhein-Westfalen

100.000 bis 500.000 Einwohner

Stadt

Bad Homburg vor der Höhe, Hessen

50.000 bis 100.000 Einwohner

Stadt

Weilrod, Hessen

bis 20.000 Einwohner

Land

Usingen, Hessen

bis 20.000 Einwohner

Land

Glashütten, Hessen

bis 20.000 Einwohner

Land

Between the Lines bietet eine zielgruppengerechte Unterstützung für Jugendliche mit psychischen Problemen und erleichtert ihnen den Zugang zu Informationen und Hilfsangeboten. Mittlerweile befinden sich auf der Plattform über 1.000 Hilfsorganisationen. Die App ist in sechs Städten und Landkreisen vertreten und wurde dabei über 2.500 mal heruntergeladen.

Eine quantitative Wirkungsanalyse des Einsatzes von Between The Lines ist schwierig, da die App in den Kommunen eines von vielen Angeboten zur Jugendhilfe darstellt. Die WebApp und die mobilen Apps in den sechs verfügbaren Städten haben über 1.000 monatliche Nutzende, was den Bedarf an jugendgerechten Informationen und der übersichtlichen Darstellung der Hilfsangebote zeigt. Außerdem gibt es in den betroffenen Städten qualitatives Feedback sowohl von Jugendlichen als auch von Hilfsorganisationen, die bestätigen, dass die App genutzt wird und Hilfsangebote über die Plattform vermittelt werden.

Die App Between the Lines bietet Kommunen eine einfache und niedrigschwellige Möglichkeit, Jugendliche auf das lokale Hilfsangebot aufmerksam zu machen.

Beteiligte Projektpartner

Weiterführende Informationen