Impact Measurement

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Viele Start-ups entwickeln Lösungen, mit denen die Teams nicht nur Geld verdienen wollen, die Innovationen sollen zudem dazu beitragen, gesellschaftliche und ökologische Probleme zu lösen. Diese sogenannten Social- oder Impact-Start-ups entwickeln innovative, marktfähige und skalierbare Geschäftsmodelle, um sich einerseits ökonomisch am Markt zu behaupten und andererseits ihren Teil zur Verbesserung der Lebensumstände etwa durch Verhaltensänderungen oder der Zukunft unseres Planeten beizutragen.

Wirkung mess- und sichtbar machen

Um diesem Anspruch ganz konkret und messbar gerecht zu werden, nutzen immer mehr Jungunternehmen Methoden zur Wirkungsmessung, oder auch Impact Measurement. Sie definieren Impactindikatoren und schaffen damit Zielparameter für die Betrachtung und Überwachung von Key Performance Indicators (KPIs, dt. Schlüsselkennzahlen). Diese Indikatoren können dabei aus unterschiedlichen Kontexten stammen: Parameter aus dem Umwelt- und Klimaschutz, aber auch aus dem sozialen Bereich oder Mischformen sind denkbar. Zudem müssen sie nicht zwingend quantitativer Natur sein, sondern können auch qualitative Aussagen beinhalten. Wichtig ist: Am Ende spiegeln die Impactindikatoren die Wirkung der Arbeit in konkreten Zahlen und Aussagen wider.

Impactmessung als neue Dimension der Unternehmensbewertung

Die Messung der eigenen Wirkung hat für Start-ups zahlreiche Vorteile. Ähnlich wie die Messung klassischer Erfolgsparameter hilft Impact Measurement dabei, das eigene unternehmerische Handeln besser zu reflektieren, das Kosten-Nutzen-Verhältnis besser abzuschätzen und den Kurs für die Zukunft festzuhalten. Außerdem ermöglicht es Transparenz gegenüber Mitarbeitenden, Teilhaberinnen und Teilhabern sowie Investorinnen und Investoren. Es liefert ganz konkrete Zahlen, Daten und Fakten zum Unternehmen und bildet damit eine Argumentationsgrundlage für etwaige Verhandlungen. Zudem schafft die Veröffentlichung einiger der gemessenen Kernwerte auch in der öffentlichen Wahrnehmung Bewusstsein für das Thema und den eigenen Betrieb.

Auch immer mehr Investorinnen und Investoren erkennen, dass die Impactebene in die Bewertung eines Start-ups mit einfließen sollte und nehmen diese als feste Position in ihren Bewertungsprozess mit auf. Und das gleich aus mehrerlei Gründen:

Impact Measurement ermöglicht es den Kapitalgebenden, bessere Investitionsentscheidungen zu treffen und so auch die eigene Impact-Performance zu kontrollieren und zu verbessern. Die vom Start-up gelieferten Kennzahlen können dann genutzt werden, um abzugleichen, ob die Investition in das betreffende Start-up den Entwicklungszielen des eigenen Investment-Unternehmens dient. Außerdem trägt die Berücksichtigung von Impactkriterien zur Verfeinerung des Investmentprozesses bei: Die zusätzlichen Informationen fließen in die Due-Diligence-Prüfung mit ein und optimieren das Auswahlverfahren von potenziell interessanten Investments, gegebenenfalls auch hinsichtlich des Unternehmenswerts. Vorteilhaft für Investorinnen und Investoren ist aber auch die mit dem Impact Measurement Einzug haltende Transparenz. Dank ihr lassen sich nicht nur Aussagen und Prognosen über die Wirtschaftlichkeit eines Start-ups oder die Risiken der Unternehmung treffen, sondern auch über dessen Wirkung auf Umwelt, Mensch und Natur – und zwar in ganz konkreten Zahlen. Diese führt oftmals zu einer vollkommen veränderten Gesprächsgrundlage zwischen den Parteien. Zudem können Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen konkret und nachvollziehbar an alle beteiligten Stakeholder kommuniziert werden.

Mehr als nur ein Trend

Damit dürfte klar sein, dass Impact Measurement und Impact Investment deutlich mehr sind als nur ein Trend: Es ist ein aktives Steuerungsinstrument, dass Finanzgebende in die Lage versetzt, ihre eigene Investmentstrategie nachhaltiger aufzustellen und Risikokapital zum Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft einzusetzen. Für Start-ups hält Impact Measurement die Chance bereit, konkret zu benennen, inwiefern ihr Vorhaben zu einer Verbesserung der Lebensumstände auf unserem Planeten beiträgt.

Wege, Wirkung messbar zu machen

Aber wie können Start-ups nun vorgehen, wenn sie ihren Impact messen wollen? So viel vorweg: Die Messung der eigenen Wirksamkeit kann selten über „Schema F“ erfolgen, sondern ist komplex und ressourcenaufwändig.
Methodisch gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, die zum Teil abhängig von der Branche des Start-ups oder den angestrebten Unternehmenszielen sind. Außerdem haben Gründerinnen und Gründer, die sich noch in der Early-Stage-Phase befinden, aufgrund der oftmals noch begrenzten Marktdurchdringung quantitativ oftmals einen geringeren Impact vorzuweisen. Hier ist ein qualitativer Ansatz sinnvoller, für den unter Umständen eigene KPIs entwickelt werden müssen. Um die Auswirkungen des eigenen unternehmerischen Handelns zu messen, braucht es zudem weit mehr Indikatoren als für eine Ökobilanz oder einen Nachhaltigkeitsbericht. Die eigenen CO2-Emissionen zu messen, genügt hier nicht. Ganzheitliches Impact Measurement sollte sowohl die Außen- als auch die Innenperspektive miteinschließen und zudem im Blick behalten, dass Wirkung sich verändert – und deshalb wieder und wieder überprüft, überarbeitet und angepasst werden muss.

Deshalb an dieser Stelle unser klarer Tipp: Nehmt externe Unterstützung in Anspruch! Entsprechende Angebote gibt es in entsprechender Fachliteratur und von zentralen Stellen, wie einigen Industrie- und Handelskammern, Gründungsinitiativen, der Bundesinitiative Impact Investing oder direkt von Venture Capitalists, für die Impact ein zentrales Kriterium ist. Die eigene Wirkung zu messen ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll und wichtig, aber gelingt am besten mit Expertinnen und Experten für dieses Thema.