deepc-Team

Das Gründerteam von deepc (v. l. n. r.): Franz Pfister (33, Arzt, MBA, Data Scientist), Julia Moosbauer (26, Data Scientist), Michael Meyerhoff (57, langjähriger Healthcare Executive) und Paul Mayer (34, Software Engineer).

© deepc

„Relevante Probleme lösen und etwas bewirken – darauf kommt es beim Produkt an.“

Fehldiagnosen gehören zum medizinischen Alltag. Etwa in der Radiologie kommt es immer wieder zu Fehleinschätzungen: Ungewöhnliche Untersuchungsergebnisse und viele auszuschließende Krankheiten mit ähnlichem Erscheinungsbild können es den behandelnden Ärzten schwer machen, die richtige Diagnose zu stellen. Das muss nicht sein, dachte sich das Gründerteam von deepc. 2017, während eines gemeinsamen Projekts im Rahmen des Studiengangs „Master of Data Science“ an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, fiel den damals Studierenden auf, dass die immense Menge an verfügbaren Gesundheitsdaten helfen könnte. Allerdings sind die Daten größtenteils unstrukturiert und daher nicht nutzbar. Also setzten sie sich zum Ziel, strukturierte Daten für die Datenanalyse bereitzustellen und so eine präzisere Diagnostik und die Optimierung des klinischen Alltags zu ermöglichen. Drei Jahre später ist deepc ein ganzheitliches Betriebssystem für die zukunftsorientierte KI-gestützte Diagnostik, über das lernende Algorithmen einfach in den klinischen Arbeitsablauf eingebunden werden können. Im Vergleich zu anderen KI-Lösungen in der Medizin – die sich meist auf wenige und häufig auftretende Krankheiten beschränken – verfolgt deepc einen generalistischen Ansatz. Das System kann sämtliche Krankheiten – auch seltene – erkennen.

Was waren für euch die größten Erfolge und Herausforderungen im Verlauf der Unternehmensgründung?
Wir sind besonders stolz darauf, dass wir außerordentliche Talente aus unterschiedlichsten Nationen für unser Team gewinnen konnten, die die Entwicklung von deepc mit uns zusammen vorantreiben. Mittlerweile bekommen wir auch viel Aufmerksamkeit und Interesse von Ärzten und der Öffentlichkeit. Das motiviert uns Tag für Tag dazu, deepc immer weiter zu verbessern. Uns ist es sehr wichtig, dass unser Produkt eine tatsächliche Lösung für relevante Probleme bietet und etwas bewirkt. Ein großer Erfolg sind die wertvollen Partnerschaften, die wir bereits schließen konnten, beispielsweise mit dem Universitätsklinikum rechts der Isar der TU München. Herausforderungen sehen wir speziell beim Zulassungsprozess für Medizinprodukte. Dieser ist – zu Recht – stark reguliert und bringt besondere Anforderungen mit sich. Wir haben gelernt, dass es hier sinnvoll ist, mit Experten zusammenzuarbeiten und sich so Know-how ins Haus zu holen.

Wie hat euch der Gründerwettbewerb bei eurem Vorhaben unterstützt?
Für Start-ups sind Wettbewerbe wie der Gründerwettbewerb essenziell. Sie helfen dabei, Aufmerksamkeit bei Interessengruppen zu erzielen, ohne dabei viel Geld für Werbung ausgeben zu müssen. Trotz der Corona-Situation hat uns der Gründerwettbewerb mit einer starken Öffentlichkeitsarbeit absolut professionell unterstützt. Und dank der intensiven und konstruktiven Auseinandersetzung der Juroren und Mentoren mit unserem Geschäftsmodell sowie der SWOT-Analyse konnten wir unseren Businessplan noch weiter optimieren und an Geschwindigkeit aufnehmen. Auch die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten und Trainings sind für unser Team sehr wertvoll.

Und wie habt ihr das Preisgeld genutzt?
Das Preisgeld haben wir dafür eingesetzt, wesentliche Teile der Produktvalidierung und -zertifizierung voranzutreiben. Außerdem konnten wir das Produkt weiter professionalisieren und optimal auf den Markteintritt vorbereiten. Da uns ein starker Zusammenhalt und der gemeinsame Spirit im Team sehr am Herzen liegen, haben wir mit einem kleinen Teil des Preisgelds auch noch einen tollen Teamausflug an den Tegernsee unternommen. Obwohl wir sie nicht persönlich entgegennehmen konnten, ist die Auszeichnung des Gründerwettbewerb eine großartige Bestätigung für unsere Mission, unsere tägliche Arbeit und unser großartiges Team.

Welchen Rat würdet ihr Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?
Wir sehen in Deutschland eine sehr positive und motivierende Gründungsstimmung und -kultur, in der sich Gründerinnen und Gründer untereinander in Netzwerken aktiv austauschen. Auch Bund und Länder bieten viel Hilfestellung und unterstützen mit zahlreichen Förderprogrammen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Gründungsinteressierten empfehlen wir, diese Angebote wahrzunehmen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Viele Veranstaltungen werden auch von ortsansässigen Universitäten, Accelerator-Programmen oder Coworking Spaces organisiert. Zudem können wir zukünftigen Gründern raten, sich stark mit der eigenen Zielgruppe auseinanderzusetzen und regelmäßig intensive Gespräche mit potenziellen Nutzern zu führen. Ansprüche und Bedürfnisse können sich ändern – daher ist es wichtig, dass man dazu bereit ist, das Produkt, das Geschäftsmodell oder die Zielgruppe an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen.

Wo seht ihr deepc in fünf Jahren?
In fünf Jahren sehen wir uns als Vorreiter für KI-Produkte in der medizinischen Diagnostik – mit engen klinischen Kooperationspartnern weltweit und einem Produktportfolio, das weitere medizinische Daten und Indikatoren einbezieht.