Preisverleihung IFA

v. l. n. r.: Dr. Andreas Goerdeler, Hans-Georg Krabbe, Tobias Wagner,Johannes Engeln, Michael Masnitza

© Wolfgang Borrs

Gleich doppelt räumte das Start-up Charge X aus München ab: Das Gründerteam gewann nicht nur einen der 14 mit 7.000 Euro dotierten Anerkennungspreise, sondern auch den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis „Smart Living“, der gemeinsam mit der Wirtschaftsinitiative Smart Living vergeben wurde. Die Initiative schickte einen prominenten Vertreter: ihren Lenkungskreisvorsitzenden Hans-Georg Krabbe, hauptamtlich Vorstandsvorsitzender der ABB Deutschland AG. Krabbe würdigte Charge X in seiner Laudatio als „fantastisches Beispiel dafür, wie smarte Lösungen mit der realen Welt – hier dem Auto und seiner Energie – zusammenkommen und diese innovativ gestalten. Genau das ist Smart Living“.

Verliehen wurden die Preise von Dr. Andreas Goerdeler, Unterabteilungsleiter Nationale und europäische Digitale Agenda im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), im charmanten Wechselspiel mit Moderator Daniel Finger. Diese großartigen Ideen erhielten die sechs Hauptpreise und jeweils 32.000 Euro Preisgeld:

  • Allein in Deutschland werden jährlich etwa 45 Millionen männliche Küken getötet, weil sie sich nicht zur Eierproduktion eignen. Das könnte sich mit der vom Münchner Jungunternehmen ORBEM entwickelten Bildgebungstechnologie ändern. Auf Basis von Magnetresonanztomographie (MRT) und künstlicher Intelligenz ermöglicht es das System, bereits die Eier mit männlichen Embryonen auszusortieren und zu vernichten.
  • Das Gründerteam von Robot Vision aus München will den Einsatz von Robotern in Anwendungsbereichen realisieren, in denen das bisher nicht wirtschaftlich war. Zahlreiche Sensoren machen Roboter bislang komplex und teuer. Das Sensorsystem von Robot Vision besteht dagegen ausschließlich aus preiswerten Kameras, die mithilfe intelligenter Bildanalyse-Algorithmen etwa Gelenkstellungen, Positionen oder Greifkräfte ermitteln.
  • Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit in Teams und mit Kunden stößt immer wieder auf Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Der Web-Service des Berliner Start-ups Sopher soll Abhilfe schaffen: Kommunikationsverläufe werden nur auf den Endgeräten gespeichert (Peer to Peer), Dokumente verschlüsselt und in einem frei wählbaren privaten Cloudspeicher abgelegt.
  • Die beiden Gründer von TWAICE aus München werden Elektromobilität berechenbarer machen. Ihre Software analysiert in Echtzeit den Gesamtzustand von Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen und sagt ihre Lebensdauer voraus. Durch Optimierung technischer Parameter kann die Lebensdauer sogar verlängert werden. Das senkt die Gesamtkosten des Batteriebetriebs in elektrischen Flotten um bis zu 25 Prozent.
  • Industriemaschinen sind teils mehrere Jahrzehnte im Einsatz. Mit der in München entwickelten WunderX können alte Anlagen nachgerüstet werden, um sie in moderne Cloud-Systeme zu integrieren – etwa für neue digitale Dienste zur vernetzten Produktion. Das WunderX-Element wird an das bestehende IT-Netzwerk der Industrieanlage angeschlossen und kann so die Kommunikation der jeweiligen Maschine ohne Zeitverzug auslesen, in der Cloud analysieren und weiterverarbeiten.
  • Die Software des jungen Darmstädter Unternehmens Xelera Technologies ermöglicht eine bis zu 80-fach schnellere Datenverarbeitung für kommerzielle Anwendungen im Bereich Big Data und das Internet der Dinge. Mit der Xelera Suite können rechenintensive Algorithmen in Datenformate übersetzt werden, die von Grafikprozessoren oder programmierbaren Schaltkreisen (FPGA) verarbeitet werden können. Die Hauptprozessoren (CPUs) können so von Routineaufgaben entlastet und ihre Rechenleistung für andere Zwecke eingesetzt werden. Der Clou: Zugleich sinkt der Energieverbrauch der Server um ein Drittel.