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Integreat - Lokale Integrations-Plattform

Integreat

© Tür an Tür - Digitalfabrik gGmbH/Integreat

Ziel/Nutzen der Lösung

Informationsarmut und Sprachbarrieren sind zwei zentrale Herausforderungen bei der Integration von zugewanderten Menschen. Im Projekt Integreat wurde eine lokale und mehrsprachige Integrationsplattform entwickelt, die diese Probleme adressiert. Die digitale App stellt lokale Informationen für neuzugewanderte Menschen zur Verfügung und ermöglicht es Kommu- nen, ihre Integrationsarbeit digital durchzuführen. Das übergeordnete Ziel des Projektes ist es, Menschen das Ankommen in eine neue Region zu erleichtern. Integreat ist ein kooperatives Projekt von mehr als 70 Städten und Landkreisen in Deutschland, dem sich jedes Jahr 10 - 15 weitere Kommunen anschließen.

Lösungsbeschreibung

Als Open-Source-Projekt ist der komplette Programm- und Quellcode der Integreat-App frei verfügbar. Dadurch haben Städte und Landkreise die Möglichkeit, die App gebührenfrei selbst zu betreiben. Alternativ kann die Kommune den technischen Betrieb an die gemeinnützige Ausgründung des Projektteams auslagern.
Im Falle der Auslagerung des technischen Betriebs erhält die Stadt oder der Landkreis einen eigenen geschlossenen Bereich auf der Integreat-Plattform und muss sich ausschließlich um die redaktionelle Betreuung der Inhalte kümmern. Die Jahresgebühr liegt zwischen 3.500 und 15.000 Euro, abhängig von der Größe der Kommune. Ab einer Bevölkerungszahl von über 300.000 fallen einmalige Implementierungskosten von maximal 7.500 Euro an. Beide Kostenpunkte entfallen im Falle des Eigenbetriebs durch die kommunale EDV. Der laufende Personalaufwand der Kommune nach der Veröffentlichung von Integreat liegt im Durchschnitt bei 9 Stunden pro Monat für die redaktionelle Betreuung der App.

Weitere Kosten können durch professionelle Übersetzungen oder das Drucken von Marketingmaterial entstehen. Professionelle Übersetzungen kosten durchschnittlich anfänglich 1.500 Euro pro Sprache und richten sich nach dem Umfang der Inhalte. In den Folgejahren liegen die Übersetzungskosten bei circa 20 % der anfänglichen Kosten. Es gibt zwei Alternativen zu den externen Übersetzungskosten: Interne Übersetzerinnen und Übersetzer der Kommunen arbeiten direkt im System oder die Kommune nutzt eine maschinelle Übersetzung mit der DeepL-KI. Die empfohlene Korrektur des maschinell übersetzten Textes kostet circa 700 Euro pro Sprache. Weitere Details zum Projekt, der Verwendung der finanziellen Mittel und der Wirkung des Projekts finden sich unter www.integreat-app.de/transparenz.
Kern der Projektlösung ist eine mobile Applikation mit einem intuitiv zu bedienenden Informationsverwaltungssystem im Hintergrund. Neben der mobilen Smartphone-App gibt es eine integrierte Web-App. Die Inhalte, die von der Kommune eingepflegt werden, erscheinen immer in gleicher Form in der App und auf der Webseite.
Die Integreat-Plattform besteht aus der einer auf React basierenden WebApp und einer auf dem Cross-Plattform-Framework ReactNative basierenden Android und iOS App. Die moderne Architektur hat den Vorteil besserer Ladezeiten und verkürzter Entwicklungszyklen, wodurch neue Funktionen schneller entwickelt werden. Die Kommunen erstellen und pflegen ihre Inhalte über das Inhaltsverwaltungssystem. Dort steht zur Erstellung der Inhalte eine deutschlandweit gültige Vorlage zur Verfügung, welche sie um lokale Informationen ergänzen. Die Übersetzung der Seiteninhalte wird entweder manuell von der Kommune oder einem Dienstleister eingepflegt oder alternativ maschinell mit der künstlichen Intelligenz von DeepL erstellt. Eine Schnittstelle zum Arbeitsmarkt integriert voll automatisiert Lehrstellen und Praktika in der Region von Seiten der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK) in die Integreat-App der Kommunen. Außerdem erkennt ein Broken-Link-Checker kaputte Verlinkungen im Integreat-System und verschickt regelmäßig per E-Mail eine entsprechende Zusammenfassung der kaputten Links an die zuständige Stelle.
Integreat ist als gemeinsames Projekt der TU München, des Augsburger Tür an Tür e. V. und der Universität Augsburg entstanden. Das Pilotprojekt startete im November 2015 in der Stadt Augsburg. Tür an Tür und die TU München haben 2016 die gemeinnützige Organisation Tür an Tür - Digitalfabrik gGmbH gegründet, welche als Ansprechpartnerin hinter dem Integreat-Projekt steht und das Projekt stetig weiterentwickelt.
Für die Einführung von Integreat in das Integrationsangebot in einer neuen Kommune wird nach der Kontaktaufnahme das Projekt in einem Auftaktworkshop detailliert vorgestellt. Die Kommune oder der Landkreis bestimmt dann lokalrelevante Informationen, erstellt eine individuelle Gliederungsstruktur und formuliert zielgruppengerechte Inhalte. Im nächsten Schritt findet eine technische Schulung durch das Integreat Projektteam statt. Schließlich wählt die Kommune die für ihre Bürger relevanten Fremdsprachen aus, plant die Übersetzungen und finalisiert die deutschen Inhalte. Nach dem Start der Integreat-App der Kommune treffen sich Arbeitskreise weiterhin regelmäßig, um die Inhalte und die Zielgruppen zu evaluieren. Ursprünglich wurde das Projekt während der Flüchtlingswelle 2015 initiiert, richtet sich in den allermeisten Städten und Landkreisen jedoch an eine breitere migrantische Zielgruppe vor Ort. Jede Kommune kann selbst festlegen, an welche Zielgruppe sich Integreat vor Ort richtet und dies auch regelmäßig überprüfen und anpassen. Durch die Anpassung von Sprachangebot und inhaltlichen Schwerpunkten kann genau diese Veränderung vollzogen werden. In Zukunft soll Integreat um eine datenschutzkonforme Kartenfunktion sowie um weitere Schnittstellen z. B. zur Bundesagentur für Arbeit erweitert werden.
Die Zielgruppe des Projektes sind Geflüchtete, Migrierte, Fachkräfte mit Deutsch als Zweitsprache und deren Anlauf- und Unterstützungsstellen in den Kommunen. Die Webseite bietet Kommunen insbesondere die Möglichkeit, Fachkräfte aus dem Ausland willkommen zu heißen und Unternehmen darin zu unterstützen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Aufbau und die Inhalte der App sind barrierefrei gestaltet, um allen neuankommenden Menschen den Zugang zu Informationen zu ermöglichen.
Barrierefreiheit der Inhalte bedeutet, dass die Texte in möglichst einfacher Sprache und leicht verständlich verfasst sind. Auch Überschriften, Bilder und alternative Bildbeschreibungen tragen zu einer guten Verständlichkeit bei. Darüber hinaus bietet die Webseite einen Screenreader sowie die Option zu zoomen an. Außerdem gibt es eine Mindestgröße für Bedienelemente. Das erleichtert die Bedienung für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen. Die Webseite ist außerdem vollständig über die Tastatur bedienbar und so auch für alle Personen, die aufgrund visueller oder motorischer Beeinträchtigung die Maus nicht bedienen können, nutzbar.
Die App ist konform mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Darüber hinaus ist Nutzung der App ohne Angabe personenbezogener Daten möglich. Der Serverstandort ist in Deutschland. Für die Zusammenarbeit im Rahmen des Komplettpakets besteht ein 4-seitiger-Kooperationsvertrag.
Auf Wunsch der Kommune wird ein Auftragsverarbeitungsvertrag abgeschlossen, der mit dem Landesamt für Datenschutzaufsicht abgestimmt ist.

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

München, Bayern

über 500.000 Einwohner

Stadt

Landau in der Pfalz, Rheinland-Pfalz

20.000 bis 50.000 Einwohner

Stadt

Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg

100.000 bis 500.000 Einwohner

Land

Bayreuth, Bayern

50.000 bis 100.000 Einwohner

Stadt und Land

Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt

100.000 bis 500.000 Einwohner

Land

Die Integreat-App bietet Städten und Landkreisen die Möglichkeit, kostengünstig und unkompliziert lokale Informationen und Angebote für migrantische Zielgruppen in verschiedenen Sprachen bereitzustellen. Die Corona-Situation hat gezeigt, wie wichtig dynamische, schnell zu bedienende digitale Kanäle sind. Die Zugriffszahlen auf Integreat-Inhalte haben sich im Corona-Jahr 2020 auf fast 700.000 Zugriffe mehr als verdoppelt.

Zugewanderte Personen oder einwandernde Fachkräfte finden in Integreat aktuelle lokale Informationen zielgruppengerecht und in Ihrer Muttersprache gesammelt an einer zentralen Stelle. Außerdem macht das Projekt alle Informationen mehrsprachig in Suchmaschinen auffindbar und die jeweilige Stadt oder der Landkreis erhalten so eine deutliche stärkere digitale Präsenz und können sich so auch gegenüber ankommenden oder interessierten Fachkräfte darstellen. Eine detaillierte Nutzenbetrachtung ist außerdem in einer Online-Dokumentation veröffentlicht: wiki.integreat-app.de/nutzenbetrachtung

Integreat ist ein Open-Source-Projekt der Technischen Universität München. Der Programm- und Quellcode der Integreat-App ist frei verfügbar (MIT-Lizenz). Alle Inhalte und Übersetzungen der verschiedenen Städte und Landkreise sind frei lizenziert und können wiederverwendet werden.

Landkreise und Städte profitieren durch die Creative Commons Lizenz von den Inhalten und Übersetzungen der anderen, sodass der Arbeitsaufwand der Erstellung und Pflege minimiert wird. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist außerdem die Vernetzung der beteiligten Kommunen untereinander, sodass durch die Zusammenarbeit effektiv Ressourcen genutzt werden. Das jährliche Integreat-Dialogforum ermöglicht Kommunen und Landkreisen, sich interkommunal auszutauschen und Wissen weiterzugeben. Der gesamte Quellcode der App ist unter einer Open-Source-Lizenz (MIT) hier bereitgestellt: github.com/Integreat.

Beteiligte Projektpartner

Weiterführende Informationen