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SiBike-App

MARBURG

© AdobeStock-Martin

Ziel/Nutzen der Lösung

Nähern sich Fahrradfahrende mit der SiBike-App einer Ampel, schaltet diese automatisch auf Grün oder verlängert die bestehende Grünphase. Ziel ist es, das Radfahren durch bedarfsgerechte Ampelschaltung und mithilfe einer App sicherer und attraktiver zu gestalten. Als Ergebnis wird eine verstärkte Nutzung der Fahrräder und eine verminderte Verkehrsbelastung durch PKWs erwartet.

Lösungsbeschreibung

Die Projektkosten beschränken sich auf die Mehrkosten durch Aufrüstung der Fahrradampeln. Es sind keine baulichen Eingriffe erforderlich. Das Umfunktionieren der Ampelanlagen ist kostengünstig.
Das Projekt hat rund 83.000 Euro gekostet. In Marburg wurden vor der Aufrüstung die veralteten Steuergeräte der Ampelanlagen erneuert und LED-Fahrradampeln installiert. Anschließend wurde die Programmierung der Ampelanlagen angepasst. Insgesamt wurden in der Testphase sieben Ampeln umprogrammiert.
Nutzen Radfahrende die SiBike-App auf dem Smartphone, fordert SiBike an den Ampeln automatisch Grün an. Mithilfe eines GPS-Systems und mittels Satellitennavigationstechnologie kommunizieren SiBike-App und Ampel miteinander.
Die SiBike-App funktioniert über die GPS-Ortung des Smartphones. Radfahrende registrieren sich über die App und aktivieren die Ortungsfunktion. Auslösepunkte empfangen dann das entsprechende Signal, sobald die Radfahrenden nah genug an der entsprechenden Ampel sind. Diese Signale werden daraufhin an die Verkehrszentrale gesendet. Dort wird das Tempo sowie die Fahrtrichtung ermittelt. Auf dieser Basis wird dann kalkuliert, in welcher Zeit sie an der nächsten Ampel sein werden. Lässt es die Verkehrslage zu, springt die Ampel automatisch auf grün. Steht die Ampel bereits auf grün, wird die Grünphase bis zum Zeitpunkt der Ankunft um sechs Sekunden verlängert. Zusätzlich wird eine „Grüne Welle“ für die weiteren Ampeln veranlasst. Dies ermöglicht den Radfahrenden möglichst verzögerungsfrei durch die Stadt zu fahren.
Die Stadt Marburg wurde als Teststrecke für die SiBike-App genutzt. Eine sechsmonatige Testphase der App erfolgte im Herbst 2016.
Der Erlenring in Marburg bot sich für die Testphase an. Hier gibt es auf 700 Metern durchgängig markierte Fahrradwege mit verkehrsabhängig koordinierten Ampelschaltungen und zusätzlich zwei Nextbike-Stationen. Die App löst an Radampeln die Grünphase je nach Bedarf früher aus oder verlängert sie. Der Auto- oder Busverkehr wird dadurch nicht gestört. Dabei baut SiBike auf der fahrradfreundlichen Ampelschaltung auf, die es am Erlenring seit einiger Zeit gibt. Dort werden die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der verschiedenen Verkehrsarten ausgenutzt. Gleichzeitig wird der Verkehr dadurch nicht behindert.
Zusätzlich zum Anfordern der „Grünen Welle“ implementierte die App weitere Funktionen: Routennavigation für Radfahrende, eine Nextbike-Standortsuche sowie -Verfügbarkeit und eine Umkreissuche für Fahrradabstellmöglichkeiten.
Die App erhöht die Attraktivität des Radfahrens. Durch die Reduzierung der Brems- und Beschleunigungsmanöver erleichtert die Ampelschaltung einen fließenden Radverkehr.
Fahrradfahrende gelangen schneller von A nach B. Dadurch wird das Radfahren deutlich attraktiver und der Umstieg vom Auto aufs Rad wird erleichtert. Durch den zunehmenden Radverkehr und damit einhergehenden sinkenden Autoverkehr verringert sich die Luft- und Lärmbelastung. Es werden weniger Schadstoffe ausgestoßen, der Geräuschpegel sinkt deutlich und die Luftqualität steigt. Fördert die Stadt diese Funktion für das Radfahren, so trägt sie einfach und unkompliziert zum Klimaschutz bei und erhöht die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner. Außerdem trägt die SiBike-App zur Sicherheit der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer bei. Dadurch dass Autos schneller als Fahrräder beschleunigen, kommt es beim Abbiegen oft zu kritischen Situationen mit den Radfahrenden. Erhält die Fahrradampel als Vorlauf zu Autos früher grün, wird dieser mögliche Konfliktpunkt vermieden. Es werden somit Verkehrsunfälle verhindert.
Die SiBike-App erfasst keine personenbezogenen Daten und ist konform mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Kommunen

Das Projekt wird in folgenden Kommunen umgesetzt:

Marburg, Hessen

50.000 bis 100.000 Einwohner

Stadt und Land

Die bedarfsgerechte Schaltung der Ampelanlagen sorgt für einen guten Verkehrsfluss und reduziert unnötige Brems- und Beschleunigungsmanöver der App-Nutzenden. Das Anhalten an Verkehrskreuzungen wird um 44 Prozent verringert.

Die Teilnehmenden berichteten schon nach den ersten Fahrten mit dem neuen System, dass sie zwar keine 100-prozentige „Grüne Welle“ hatten, jedoch viel zügiger unterwegs waren. Besonders gut gefiel ihnen, dass sich das Halten an den Ampeln reduzierte. Die Wartezeit an den Ampeln wurde um rund 30 Prozent vermindert. Zudem müssen Radfahrerinnen und Radfahrern weniger oft an Straßenkreuzungen anhalten. Zudem berichteten sie, dass sie sich wegen der besseren Sichtbarkeit durch das frühere Grünschalten der Ampelanlagen sicherer fühlten. Neben dem positiven Effekt für die Radfahrenden profitiert auch die Stadt durch eine geringere Umweltbelastung. Die klimafreundliche Mobilität wird gefördert. Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet.

Eine Ausweitung der App auf weitere Städte Deutschlands ist in Planung. In Kalifornien wurde die App bereits durch Siemens in Fremont implementiert.

Beteiligte Projektpartner