Familie im Wohnzimmer schaut auf die Leinwand zu Smart Home

© BMWi/Ole Spata

Heiko Neundörfer drückt eine Taste an der Maschine, laut beginnt das Mahlwerk zu schnarren, dann ein sonores Brummen und aromatischer Duft macht sich breit. Kaffee bereitet der technikbegeisterte Elektroingenieur gerne noch analog zu. „Natürlich wäre es technisch kein Problem, den Kaffeeautomaten auch vom Auto aus per App zu starten, wenn ich auf dem Heimweg bin. Aber man muss ja nicht alles machen, nur weil es geht.“

2006 begann der heute 48-Jährige, seiner Familie und sich den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen. Von Beginn der Planungen an wurde die intelligente Vernetzung des Hauses mitgedacht und realisiert. Seit 2008 bewohnen die Neundörfers das helle und geräumige Gebäude im fränkischen Weilersbach, hoch am Hang über dem Ortskern gelegen, mit herrlichem Blick auf den markanten Hausberg, den Walberla. „Doch fertig“, grinst der Hausherr, „fertig ist so ein intelligentes Haus vermutlich nie.“

Digitale Steuerung im Haus, das heißt für Neundörfer nicht, jedes Gerät, jede Funktion für sich zu denken, sondern sie zu Szenarien zu koppeln, wie sie sich typischerweise im Alltag finden. So reicht nach dem Aufstehen ein Tastendruck im Bad, um das Raumlicht einzuschalten, die helle Beleuchtung am Rasierspiegel zu aktivieren und das Radio mit den obligatorischen Morgennachrichten einzuschalten. Ist ein Hörfunkbeitrag so interessant, dass er diesen weiterhören möchte, kann er ihn über ein im ganzen Haus installiertes Multiroom-System ganz einfach „mitnehmen“: Er wird dann automatisch überall auf dem Weg in die Küche und beim Frühstück wiedergegeben.

Digitale Haussteuerung zum Thema Smart Living

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Solche speziellen Szenarien sind für das ganze Haus vorprogrammiert. Wenn die Neundörfers einen Film sehen wollen, reicht ein Tastendruck und das Wohnzimmer wechselt in den Kinomodus. Die Lichter dimmen sich herunter und Jalousien verdunkeln den Raum, von der Decke senkt sich eine Leinwand herab, Surround-Sound-Anlage und Projektor schalten sich ein. Und die intelligente Technik bringt nicht nur Komfort, sie hilft auch noch, Energie zu sparen: Wenn zum Beispiel niemand zuhause ist, werden automatisch die Lichter gelöscht und in der kalten Jahreszeit die Heizung etwas heruntergeregelt. „Das trägt natürlich positiv zur Energieeffizienz unseres Hauses bei.“

Das ausgeklügelte Hausnetzwerk ist auf technische Neuerungen und Erweiterungen der Funktionen ausgelegt: Schächte und Kanäle für Strom-, Daten- und Steuerungskabel sind reichlich vorhanden und problemlos zugänglich. Auf jeder Etage ist jeweils ein Schaltschrank installiert, von dem aus programmierbare Multifunktionsschalter – so genannte Aktoren – Beleuchtung, Verdunklung, Be- und Entlüftung und nicht zuletzt Audio- und Videosysteme regeln. Diese Steuerung basiert auf KNX-Standard den mehr als 400 führende Anbieter von Technik für das automatisierte Haus nutzen. „Das sorgt dafür, dass Geräte und Installationen verschiedener Hersteller problemlos miteinander funktionieren“, erklärt Heiko Neundörfer, „außerdem gibt es immer Alternativen, wenn ein Anbieter aus dem Markt ausscheiden sollte.“

Bedient werden kann die gesamte Technik auf verschiedene Weise: „Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Generationen. Wir Eltern sind mit Lichtschaltern aufgewachsen und benutzen daher quasi intuitiv die in jedem Raum installierten Wandpanels“, erklärt Heiko Neundörfer. „Unsere Kinder benutzen dagegen ganz selbstverständlich die entsprechende App auf dem Smartphone, das haben sie sowieso fast immer griffbereit.“ Möglich wäre das sogar von jedem Ort der Welt.

Frau bedieht Haussteuerung zum Thema Smart Home

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Die Neundörfers nutzen die Vorteile ihres Smart Home auch beruflich. Michaela Neundörfer betreibt im Haus eine Praxis für Physiotherapie. In den Behandlungsräumen läuft in der Regel sanfte entspannende Musik im Hintergrund, lauter und rhythmischer hingegen geht es zu, wenn die Physiotherapeutin ihre Gruppen bei der Wassergymnastik zum Schwitzen bringt. In beiden Fällen kommt die Musik aus dem Hausnetzwerk, ihre speziellen Playlists ruft Michaela Neundörfer über eine Smartphone-App ab und streamt sie auf das Soundsystem der Praxis. Und wenn es während Behandlung oder Wassergymnastik an der Praxistür läutet, kann sie mit einem kurzen Blick auf ein Display sehen, wer vor der Tür steht und diese öffnen, ohne die Übungen zu unterbrechen. „In solchen Situationen ist die Vernetzung unseres Hauses ein unmittelbar spürbarer Gewinn“, freut sich die 45-Jährige.

Technik zu Smart Home

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Im Souterrain befindet sich das „Gedächtnis“ des Smart Home. Hier laufen die im ganzen Haus verlegten Netzwerkkabel zusammen, sind alle Datenbestände der Familie Neundörfer gespeichert. Nicht nur alle PCs im Haus greifen auf die Server zu. Musik und Filme sind ebenfalls zentral abgelegt und stehen von hier aus zur Wiedergabe in allen Räumen des Hauses zur Verfügung. Doch bei aller Technikbegeisterung verliert der Hausherr die Sicherheit niemals aus den Augen. „Ich bin einfach nicht bereit, unser Heimtechniknetzwerk nach außen zu öffnen“, stellt er fest, „denn jeder geöffnete Port stellt auch ein Risiko dar. Und ich bin absolut nicht bereit, für eine Funktion, die mir keinen echten Nutzen bringt, die elektronische Haustür auch nur einen Spalt zu öffnen.“